Allein in Deutschland leiden Millionen Frauen an der Krankheit, die über gewöhnliche Regelschmerzen hinausgeht: Endometriose. Gerade die Unterscheidung zu regulären Unterleibsschmerzen erschwert es Ärzten, die richtige Diagnose zu stellen. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung und ihre Entstehung zu verstehen.
Was sind die Ursachen für eine Endometriose? Gerne werden zur Beantwortung dieser Frage der Lifestyle und die damit assoziierten Risikofaktoren betrachtet. Zu diesen gehören Ernährungsgewohnheiten, Alkoholkonsum, Rauchverhalten und körperliche Aktivität. Doch gibt es tatsächlich einen relevanten Zusammenhang? Kann eine Lifestyle-Änderung Einfluss auf die Entstehung von Endometrioseherden haben? Studienergebnisse liefern Antworten.
Das Krankheitsbild
Die Endometriose stellt neben der Ausbildung von Myomen die häufigste benigne proliferative Erkrankung der Frau im gebärfähigen Alter dar. Hierbei handelt es sich um das Auftreten von endometrialem Gewebe außerhalb der Gebärmutter, sowie dessen Wachstum und Progression. Ganze zehn bis 15 Prozent aller Frauen weisen eine Endometriose auf, davon leiden 50 Prozent an chronischen Unterbauchbeschwerden. Die Endometriose ist ein häufiges Krankheitsbild, welches schon lange bekannt ist. Trotz allem bleibt die genaue Pathogenese ungeklärt. Einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung und das Wachstum der Endometrioseherde haben ovarielle Steroide. Zudem gilt es als wahrscheinlich, dass multiple Faktoren, wie unter anderem lange Menstruationsblutungen (> 6 Tage), verkürzte Menstruationszyklen (< 25 Tage) sowie eine familiäre Vorbelastung, für die Entwicklung und Anfälligkeit einer Endometriose mitverantwortlich sind. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass eine retrograde Menstruation und peritoneale Verschleppung von vitalem Endometrium bei menstruierenden Frauen die Entstehung einer Endometriose begünstigen können.
Die Therapiemöglichkeiten
Neben der medikamentösen Therapie und dem chirurgischen Verfahren bestehen weitere Therapieansätze, die ermöglichen, die Symptome einer Endometriose zu lindern und zur Genesung beizutragen. Beeindruckende Erfolge soll insbesondere die Lifestyle-Anpassung erzielen.
Durch eine große Fall-Kontroll-Studie wird die Hypothese unterstützt, dass die Änderung des Lifestyles einen Beitrag zur Genesung einer Endometriose leisten kann. In dieser Studie sind erkrankte und gesunde Frauen in Erlangen hinsichtlich ihres Lifestyles verglichen worden. 546 Patientinnen, die mit der Diagnose Endometriose in einer Frauenklinik im Zeitraum von 2001 bis 2010 operiert worden waren, sind in die Studie eingeschlossen und retrospektiv befragt worden. Rund 450 Frauen nahmen als Kontrollpatientinnen an der Studie teil. Die Beantwortung eines 30-seitigen Fragebogens lieferte folgende Ergebnisse: Fall-und Kontrollgruppen zeigten keine signifikanten Unterschiede in den Merkmalen Alter, BMI, Alter bei Menarche, Anzahl geborener Kinder, körperliche Aktivität aktuell und früher. Im Hinblick auf die Ernährung gab es – in einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr - keine Unterschiede im täglichen Konsum von Pizza, Fast Food, Milch, Fruchtsäften, Kartoffelchips, Popcorn, Cola/Limo, Geflügel, Tomaten, sonstigem Gemüse, Weißbrot, Getreidebrot, Eiern, Käse, Süßigkeiten, Alkohol. Auffällig war jedoch der Konsum von Eis und Milkshakes, Kuchen, Diätgetränken, Rindfleisch, Schweinefleisch und Fisch. Weitere Unterschiede erwiesen sich zudem bei Ausdauersport, Allergien und einer Rauchervergangenheit.
Aus dieser Fall-Kontroll-Studie wurde geschlussfolgert, dass eine Änderung im Lifestyle zwar eine Möglichkeit bietet, aktiv zum Heilungsprozess beizutragen. Allerdings fehlt es aktuell an erforderlichen Richtlinien und Diätplänen. Es bedarf daher prospektiven Studien, um derartige Richtlinien zu erstellen und die Behandlung von Endometriose wissenschaftlich fundiert zu verbessern.
Faktor Lifestyle: Was sagt die Datenlage?
Studien, die den Zusammenhang zwischen Ernährung und Endometriose untersuchen, nehmen immer mehr zu. Eine Studie ist beispielsweise zu dem Ergebnis gekommen, dass die Nahrungsaufnahme von grünem Gemüse und frischem Obst das Endometrioserisiko enorm senken kann. Ein vermehrter Konsum von rotem Fleisch sei hingegen ein deutlicher Risikofaktor für die Entstehung von Endometriose.
Auch in Bezug auf das Rauchverhalten liegen Studienergebnisse vor. Diese widersprechen sich jedoch teilweise. Während in einer Datenlage beschrieben wird, dass der Nikotinkonsum das Endometrioserisiko durch eine Senkung des Östrogenspiegels eindämmen könnte, ist in anderen Studien beschrieben worden, dass Rauchen keinen Einfluss auf die Entstehung von Endometriose hat.
Fazit
Eine kausale Therapie der Endometriose steht bislang immer noch nicht zur Verfügung. Das Interesse, die Symptome über eine Lifestyle-Änderung zu lindern, ist jedoch groß. Leider ist die aktuelle Datenlage spärlich, vage und zum Teil auch noch widersprüchlich. Weitere Studien sind nötig, um zukünftig Behandlungserfolge zu erzielen.
Quellen:
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2005-836864
https://www.karger.com/Article/Pdf/57802
https://opus4.kobv.de/opus4-fau/frontdoor/index/index/docId/1887
http://www.kup.at/kup/pdf/7767.pdf