Menschen, die im Winter gezeugt wurden, haben mehr braunes Fettgewebe als Vergleichspersonen aus der warmen Jahreszeit. Sie bleiben schlanker und entwickeln weniger Stoffwechselerkrankungen. Eine Studie zeigt nun, was dahinter steckt.
Als relativ modernes Forschungsgebiet befasst sich die Epigenetik mit Modifikationen unserer DNA bei gleicher Basenabfolge. Forscher konnten beispielsweise zeigen, dass diverse Änderungen der Lebensbedingungen zu epigenetischen Effekten führen. Aktuellstes Beispiel ist die Wirkung von kalten Temperaturen vor der Zeugung von Nachkommen.
Überraschung im CT
Forschern der ETH Zürich fiel bei der Auswertung von Comutertomographien von 8.400 erwachsenen Patienten etwas Überraschendes auf. Sie fanden eine Untergruppe mit Teilnehmern, die zwischen Juli und November Geburtstag haben, also dementsprechend im Winterhalbjahr gezeugt wurden. Sie hatten signifikant mehr braunes Fettgewebe als Personen mit Zeugungstag im Sommerhalbjahr.
Braunes Fettgewebe weist viele Mitochondrien auf, was die Farbe erklärt. Zudem hilft es auch bei der Verwertung von überschüssiger Energie. Je deutlicher diese Struktur ausgeprägt ist, desto geringer ist das Risiko für Stoffwechselerkrankungen, also Adipositas oder Diabetes mellitus.
Am Mausmodell getestet
Nur was genau sagen diese Daten nun aus: Stehen braunes Fettgewebe und der Zeugungszeitraum tatsächlich in einem kausalen Zusammenhang oder handelt es sich um eine bedeutungslose Assoziation?
Um diese Fragen zu beantworten, haben die Forscher Mäuse bei milden (23°C) sowie bei niedrigen Temperaturen (8°C) gehalten. Die Haltungsbedingungen von weiblichen Nagern spielten dabei keine Rolle – ganz anders bei den männlichen Tieren. Waren Mäuseriche einige Tage vor der Zeugung in einer kalten Umgebung, hatten die Nachkommen mehr braunes Fettgewebe als die Vergleichsgruppe, die bei Raumtemperatur untergebracht war.
Bei fettreicher Kost legten die Nager der „Kältegruppe“ weniger Gewicht zu, als Vergleichstiere. Analysen des Erbguts zeigten schließlich, dass dahinter tatsächlich epigenetische Effekte stecken. Es kam zu Methylierungen der Erbsubstanz. Somit spricht viel für eine Kausalität.
Die Forscher wollen ihr Thema anhand größerer Kohorten weiter verfolgen. Sie hoffen, aus den Mechanismen Impulse für neue Therapien abzuleiten.