In einer Notaufnahme stellt sich eine 79-jährige Patientin mit massivem Brustschmerz vor. Der Fall scheint klar: bekannte koronare Herzkrankheit, erhöhte D-Dimere und Troponin-I-Werte, im EKG ein Rechtsschenkelblock und T-Negativierungen in den Ableitungen v1 bis v3. Die Ärzte tippen zunächst auf Beschwerden kardialer Genese.
Unauffällige Ergebnisse
Als bei Betrachtung eines alten Befunds dann jedoch auffällt, dass die EKG-Veränderungen bereits in der Vergangenheit zu sehen waren, fordern sie weitere Diagnostik an. Das Röntgenbild des Thorax ist unauffällig, auch die CT-Angiografie zeigt weder Hinweise auf einen Koronarverschluss, noch auf eine Aortendissektion oder Lungenembolie.
Das Herz schmerzt nicht
Nachdem die Patientin plötzlich Blut erbricht, führt man eine Ösophagogastroskopie durch. Der Herd der Schmerzen wird hier unmittelbar sichtbar: eine deutlich nekrotische Mucosa in der Speiseröhre. „Acute esophageal necrosis“ (AEN) ist ein seltenes Krankheitsbild, das bei der Diagnostik daher oft nicht bedacht wird. Die Ursache hierfür ist meist unklar, das häufigste Symptom sind obere Gastrointestinale Blutung.
Quelle:
Oesophageal ischaemia: an uncommon cause of chest pain
Ayodele Sasegbon et al., BMJ Case Reports, doi: 10.1136/bcr-2017-221274; 2017
Artikel von Maren Böcker