EMS-Training: Potentiale qualitätsgesicherter Trainingsangebote
Beim Training mittels elektrischer Muskelstimulation (EMS-Training) wird die zu trainierende Muskulatur durch elektrische Impulse zur Kontraktion stimuliert. Die Dosierung erfolgt durch spezielle EMS-Trainingsgeräte in Verbindung mit Elektroden, die auf der Hautoberfläche platziert werden. Die sportwissenschaftliche Forschung hinsichtlich des sog. Ganzkörper, bzw. Whole-body (WB)-EMS-Trainings stellt übereinstimmend fest, dass durch diese Trainingsmethode die Muskelkraft zeiteffizient und effektiv gesteigert werden kann.
Wie grundsätzlich bei jeder Form von Beanspruchung des menschlichen Körpers durch Training steht die Wirkung stets in Bezug zur Dosis. Zu hohe Dosen an WB-EMS-Training können nicht-intendierte Nebenwirkungen und gesundheitliche Schäden zur Folge haben. In Bezug auf das EMS-Training besteht die Herausforderung darin, dass eine Überbeanspruchung ggf. eher zeitverzögert wahrgenommen wird. Daher sollte neben dem subjektiven Belastungsempfinden das Training durch einen erfahrenen und qualifizierten Trainer angeleitet werden.
Neben der allgemeinen trainingswissenschaftlichen Grundqualifikation ist eine qualifizierte Ausbildung für die Durchführung von WB-EMS-Training dringend erforderlich. Diese Ausbildung sollte den Zertifizierungskriterien für EMS-Studios des TÜV Rheinland oder vergleichbaren Zertifizierungen entsprechen. Therapeutische und medizinische Qualifikationen können nicht als Ersatz-Qualifikation gesehen werden. Auch WB-EMS-erfahrene Trainierende sollten das Training stets unter Anleitung und Aufsicht durchführen.
Die Intensität der Belastung muss stets der individuellen Belastbarkeit der Trainierenden angepasst und ggf. sofort verringert werden können, was somit zu einer entscheidenden, zusätzlichen Verantwortung des Trainers führt. Der Trainer muss den Trainingsreiz nicht nur individuell und gezielt setzen, sondern zu jedem Zeitpunkt auch in der Lage sein, bei jedem einzelnen Trainierenden die Spannung zu verringern oder das Gerät abzuschalten. Daher ist für die Sicherheit von WB-EMS-Training auch das Verhältnis der Anzahl Trainern zu Trainierenden von großer Bedeutung. Je nach Konzept kann ein Verhältnis von 1:2 oder sogar 1:1 erforderlich sein.
Bei sachgerechter Durchführung und mit qualifizierter Anleitung kann das Risiko von nicht-intendierten Nebeneffekten als kontrollierbar gesehen werden. Zu diesem Konsensus kommt eine Arbeitsgruppe des Deutschen Industrieverbandes für Fitness und Gesundheit, DIFG e. V. nach Abstimmung mit Wissenschaftlern aus den Bereichen Sportwissenschaft und Medizin.
Autoren: Prof. Dr. Niels Nagel und Arbeitsgruppe EMS des DIFG e.V.