Der Tag fing mit einer verkorksten Übergabe an. Jaja, die Natriumwerte der letzten zwei Wochen aufzählen aber die wirklich wichtigen Dinge (wie z.B. einmal MRSA-positiv, eine angeblich unumgängliche Intubation bei einem Patieten, bei dem wir uns über Tage bemüht haben, eben diese zu vermeiden und und und) unter den Tisch fallen lassen. Das kann ich ja haben.
Mein Oberarzt steht neben mir und flüstert mir zu: „Ist ne Zumutung solche Übergaben, oder?“. Hmja. Vor allem, wenn ich die Intensiv übernehmen soll.
Ich musste einen nachgemeldeten Patienten für den OP prämedizieren. Dem Koordinator hab ich gesagt, dass der Patient nüchtern ist und von uns aus direkt in den OP kann (Betonung auf kann – das habe ich auch noch ausführlich begründet, ein Missverständnis war also ausgeschlossen. Eigentlich.)
Der Koordinator hat sich dann einen abkoordiniert, um hinterher mir die Schuld in die Schuhe zu schieben: Er hat es fertig gebracht, einen kompletten OP-Saal für eine Stunde lahm zu legen. Die Schuld sah er bei mir, weil ich gesagt hätte, dass der Patient in den OP muss.
Außerdem hatte sich ein weiterer Patient den sorgsam angenähten (!) zentralen Venenkatheter gezogen und wollte dann irgendwie seinen Tubus nicht mehr behalten. Es war also mal wieder mächtig Stimmung in der Bude und ging in etwa so weiter bis …
… mich die Pforte anrief, dass die Feuerwehr einen zweiten Notarzt benötigen würde. Yes! Das bin ich!
Zur Stellung eines zweiten Notarztes sind wir verpflichtet. Außerdem muss immer ein Oberarzt auf der Station sein. Es blieb mir also keine andere Wahl, als meinem Oberarzt die Funke in die Hand zu drücken und mich zu verabschieden. Ich bin dann mal in der Sonne.
Auf dem Melder stand eine eingeklemmte Person, Verkehrsunfall. Da sind wir dann auch hin. Ein Patient, ein Team, ein Ziel. Alles klar definiert, dank PHTLS . Und ich war ganz ruhig dabei und sehr glücklich, jetzt genau das und nur das machen zu können und endlich einmal aus dem Hummelnest heraus zu kommen.
Erst auf der Rückfahrt fiel mir auf, wie absurd es ist, sich über einen solchen Notarzteinsatz zu freuen, nur um mal ein bisschen Ruhe zu haben. So ist das manchmal.