Sobald es draußen wieder wärmer wird, möchten die Eltern wissen, wie viel ein Kind am Tag trinken soll. Da gibt es bestimmt tolle Tabellen im Internet und in zahlreichen Gesundheitsratgebern, aber welches Kind hält sich schon an das, was da steht?
Aber genau da beginnt das Problem: Einzuschätzen, wann das eigene Kind Durst hat, ist extrem schwer. Und Versteht denn ein Kind überhaupt, was Durst ist? Schließlich haben wir alle schon beobachten können, dass unsere Sprösslinge stuuundenlange gar nichts trinken, weil das Spiel gerade so schön ist oder die Freundin so nett. Und wer bekommt nicht direkt Panik, wenn das Kind mit Durchfall 24/7 nichts trinken will und droht auszutrocknen?
Als überzeugter Kinderanwalt und Anhänger von Herbert Renz-Polster, der in seinen Büchern stets darauf hinweist, dass nichts von nichts kommt und die Evolution unsere Kinder mehr prägt als wir, sage ich: Kinder spüren sehr genau, wann sie trinken müssen oder nicht. Nur: Wir machen das mal wieder mit unserer panischen Verdurstungsangst kaputt. Deshalb bekommen Kinder ständig unaufgefordert das Fläschchen hingehalten, deshalb mischen alle Säfte unters Wasser, um so die Flüssigkeitsbilanz aufzupeppen und deshalb nerven wir unsere Teenies mit „Trink mal was!“
Es ist wie mit dem Essen. Vor einem vollen Teller wird niemand verhungern. Wenn wir Eltern also gesundes Essen und Trinken anbieten, sollte sich das Kind bedienen können, so wie es das selbst braucht.
Bezogen auf das Trinken bedeutet das:
Schulkinder und Teenies können, wenn sie in der frühen Kindheit entsprechend geprimt wurden, problemlos mit Durstgefühl umgehen. Bei uns jedenfalls hat es gut funktioniert.
Viele Beschwerden bei größeren Kindern und Jugendlichen lassen sich auf mangelnde Flüssigkeitsaufnahme zurückführen. Schwindel, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, sogar Infektanfälligkeiten, keine Frage. Ein natürlicherer Umgang – ohne Panik – im frühen Kindesalter könnte dazu führen, dass diese Probleme später nicht auftreten. Die Kids spüren selbst, was ihnen gut tut, ohne dass der erhobene Zeigefinger sie zum Trinken ermahnt.