Zulassungsrelevante klinische Studien zeigen nicht alle unerwünschten Ereignisse eines Wirkstoffs. So manche Nebenwirkung macht sich erst später im Markt bemerkbar. Jetzt bittet das BfArM Patienten, sich bei Hinweisen direkt zu melden. Halten sich Health Professionals zu stark zurück?
Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder andere Risiken im Zusammenhang mit einem Pharmakon lassen sich in klinischen Prüfungen oft nicht erkennen. oft werden nur handverlesene Patientengruppen eines bestimmten Alters ohne Komorbiditäten rekrutiert. Deshalb appellieren das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) seit Jahren an Health Professionals, über unerwünschte Effekte zu berichten. Beide Institute sind auf belastbare Informationen aus der Praxis angewiesen. Wie das BfArM schreibt, würden erfahrungsgemäß jedoch nicht alle Verdachtsfälle gemeldet.
Auf der Suche nach Informationen
Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Vielleicht haben Patienten ihren Arzt oder Apotheker nicht informiert. Vielleicht übersehen Health Professionals aber auch unerwünwschte Effekte, weil sie an die Grunderkrankung denken und nicht an Nebenwirkungen. Natürlich spielen Zahlen ebenfalls eine Rolle. Ältere, häufiger verordnete Arzneimittel führen auch zu mehr Meldungen.
Kampagne für Patienten
Deshalb kündigt Prof. Dr. Karl Broich, Präsident des BfArM, an, einen neuen Kanal für Patienten zu schaffen. „Die Kampagne spricht die Patienten direkt an und fordert sie auf, Nebenwirkungen immer an die zuständigen Behörden zu melden“, sagt Broich. „Nur so können diese Meldungen von Experten der Arzneimittelsicherheit berücksichtigt werden und schnellstmöglich in die Risikoüberwachung einfließen.“ Das Meldeportal ist unter www.bfarm.de/uawmelden erreichbar.
Patienten informieren
Jetzt liegt es an Ärzten und Apothekern, die Information an Laien weiterzugeben – aber nicht ohne Warnung. Patienten kennen das deutsche Arzneimittelsystem nicht. Sie sollten darauf hingewiesen werden, dass Meldungen keine medizinische Beurteilung durch Ärzte ersetzen.
Foto: Neil Williamson / Flickr, CC BY-SA 2.0