Das außergewöhnliche Asthma eines sechsjährigen Jungen sorgt für Aufsehen. Warum alle Therapien versagen, ist den Ärzten unerklärlich. Sie tappen im Dunkeln – bis die Familie des Jungen in den Fokus der Anamnese rückt.
Auf dem jährlichen Treffen des American College of Allergy, Asthma & Immunology (ACAAI) wurde unter den Fachärzten ein rätselhafter Patientenfall diskutiert. Die behandelnden Ärzte berichteten dort von der diffizilen Behandlung, bei der dem schweren Asthma eines Jungen mit Medikamenten kaum beizukommen war.
Schrittweise hatte man mehr und mehr Medikamente hinzugenommen, bis der Junge täglich eine Kombination aus einem Glucocorticoid, einem langwirksamen β2-Adrenozeptor-Agonisten (LABA) sowie langwirkenden Anticholinergikum (LAMA) und einen Leukotrienantagonisten (LRA) erhielt. Trotz allem litt das Kind täglich unter asthmatischen Symptomen wie Husten, Kurzatmigkeit bei Belastung und nächtlichem Erwachen.
Die Suche nach Triggern
Verschiedene Tests hatten lediglich Allergien gegenüber Pekan- und Walnüssen ergeben, die er folglich strikt mied. Weitere Allergien konnten zunächst nicht ermittelt werden.
Als die Ärzte jedoch die Sozialanamnese intensiver wiederholten, schöpften sie einen Verdacht. Auf erneute Nachfrage nach möglichen Noxen gab die Familie des Jungen an, im Haus gelegentlich Marihuana zu rauchen. Das Kind sei dem Rauch nie direkt ausgesetzt gewesen, so die Familie, deshalb hatte man die Info bisher nicht für relevant gehalten.
Des einen Freud, des anderen Leid
Als dies zur Sprache kam, merkte die Großmutter des Kindes an, dass eine Exposition gegenüber Marihuana-Rauch bei ihr urtikarische Ausschläge und Atemnot verursache.
Die Ärzte führten daraufhin einen Prick-Test durch, der genau wie der Basophilenaktivierungstest sowohl beim Jungen als auch bei der Großmutter klar positiv ausfiel. Die Familie wurde daraufhin instruiert, jegliche Form von Cannabis strikt aus dem Haushalt zu entfernen.
Die Maßnahme zeigt Erfolg
Bereits drei Monate später zeigte sich bei dem Jungen sowohl subjektiv als auch objektiv eine deutlich verbesserte Lungenfunktion. Besonders ist dieser Bericht, weil erstmals ein Fall geschildert wird, in dem eine Cannabis-Allergie durch „third hand smoke“, also indirekte Exposition, ausgelöst wurde. Die Ärzte vermuten, dass der Kontakt mit Partikeln an Kleidung oder Möbeln ausgereicht haben muss, um den Jungen für das Allergen zu sensibilisieren.
Bildquelle: Linda Tanner, flickr