In Brasilien wurde einer Frau die Gebärmutter einer verstorbenen Spenderin transplantiert, vor gut einem Jahr kam ihr gesundes Baby auf die Welt. Die damals 32-jährige Empfängerin des Spenderorgans leidet am Mayer-von-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom und wurde ohne Uterus geboren. 2016 bekam sie in einer zehnstündigen Operation am Hospital das Clínicas der Universität São Paulo die Gebärmutter einer dreifachen Mutter transplantiert, die mit 45 Jahren an einer Subarachnoidalblutung verstorben war.
Bereits vier Monate vor der Transplantation unterzog sich die Empfängerin einer Hormonstimulation, woraufhin acht Eizellen aus ihren Eierstöcken entnommen werden konnten. Diese wurden nach einer künstlichen Befruchtung eingefroren. Nach der Uterus-Operation wurde die junge Frau mit Immunsuppressiva behandelt. 37 Tage später erfolgte die erste Menstruation. Auch sieben Monate nach der Operation zeigte der Uterus keine Zeichen einer Organabstoßung und ein Embryo konnte eingepflanzt werden. Die folgenden Untersuchungen zeigten einen normal wachsenden, gesunden Fetus. Am 15. Dezember 2017 wurde schließlich ihr gesundes Baby mittels Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Der transplantierte Uterus wurde direkt nach der Geburt operativ entfernt, drei Tage später konnten Mutter und Baby das Krankenhaus verlassen. Auch heute weist das kleine Mädchen keine gesundheitlichen Probleme auf.
Die Transplantation von verstorbenen Spendern ist, im Vergleich zu den von lebendigen Spendern, vorteilhaft, da sie keine Gefahr für die Spender birgt und die Therapiemöglichkeit so erheblich erweitert. Allerdings wirft der Eingriff auch kritische Fragen auf: Wie sinnvoll ist es, Patienten einer Operation auszusetzen, die nicht lebensnotwendig ist? Bisher kamen nur elf Babys durch eine Gebärmuttertransplantation auf die Welt, allerdings stammten alle Uteri von lebendigen Spenderinnen.
Studie: © Dani Ejzenberg, PHD et al. / The Lancet
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