Wird eine Asthma-Patientin schwanger, kommt es später häufig auch zu einer Asthmadiagnose beim Kind. Durch ein optimiertes Diagnoseverfahren gelang es nun, Asthmaanfälle bei Schwangeren und gleichzeitig die Zahl an Asthmadiagnosen bei Kindern dieser Mütter deutlich zu reduzieren.
Bei Schwangeren ist Asthma bronchiale die häufigste chronische Lungenerkrankung. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, Asthma bei Schwangeren zu diagnostizieren und zu behandeln. Eine australische Forschergruppe verglich im Rahmen einer mehrteiligen Studie nun zwei unterschiedliche Diagnoseverfahren. Sie testete, welcher Ansatz bei schwangeren Asthmapatientinnen zu besseren Ergebnissen führt – und zwar sowohl für die Mutter als auch das Kind.
Das Diagnoseverfahren dient als Entscheidungshilfe für die Behandlung von Patienten. Dr. Vanessa Murphy von der University of Newcastle in Australien und ihre Kollegen verglichen zwei Ansätze anhand von zwei Gruppen: In der einen Gruppe wurde ein Verfahren gewählt, das ausschließlich klinische Symptome bei asthmatischen Schwangeren berücksichtigt. In der anderen Gruppe beinhaltete das Verfahren eine ergänzende FeNO-Messung. Seit mehreren Jahren rückt die FeNO-Messung in den Fokus der Asthma-Diagnostik. Sie kann ergänzend zum Lungenfunktionstest eingesetzt werden, um Asthma bronchiale zu erkennen. Beim FeNO-Test wird die Konzentration an franktioniertem exhalierten Stickstoffmonoxid in der Atemluft gemessen. Dadurch kann der Arzt feststellen, ob bronchiale Entzündungsprozesse vorliegen. Erhöhte FeNO-Werte zeigen diese noch vor einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion an, dadurch lässt sich therapeutisch gegensteuern.
Im ersten Studienteil, dessen Ergebnisse im Jahr 2011 veröffentlicht wurden, untersuchten Murphy und ihr Team 220 Frauen, die noch nicht die 22. Schwangerschaftswoche erreicht hatten. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. In der einen wandte man ein übliches Diagnoseverfahren an, das sich auf rein klinische Symptome beschränkt – in dieser Kontrollgruppe befanden sich 109 Frauen (Davon schieden 6 Frauen während der Studie aus, es wurden somit nur 103 ausgewertet). In der anderen Gruppe wurde auch die FeNO-Messung berücksichtigt – 111 Frauen waren dieser Gruppe zugeordnet, davon schlossen 100 Frauen die Studie tatsächlich ab. Je nach Gruppe variierte die inhalierte Dosis an Kortikosteroiden. Wie das Verfahren inklusive FeNO-Test funktioniert, erklärt Dr. Murphy in einem Interview mit ABC News: „Wir haben die Entzündungswerte in der Lunge anhand dieses simplen Atemtests gemessen und die Ergebnisse zogen wir dafür heran, festzustellen, wie viel Medikation die jeweilige Patientin benötigt. Die Medikation passten wir jeden Monat neu an.“ Auch in der Kontrollgruppe wurde die Medikation anhand der klinischen Symptome angepasst. Das Ergebnis: Die Zahl der Asthma-Exarzerbationen war in der FeNO-Gruppe niedriger als in der Kontrollgruppe (0,288 vs. 0,615 Exarzerbationen pro Schwangerschaft) In der FeNO-Gruppe war der von Patientinnen angegebene Score hinsichtlich Lebensqualität höher (56,9 vs. 54, 2), außerdem gab es in der FeNO-Gruppe deutlich weniger neonatale Hospitalisationen (8 % vs. 18 %).
Von diesen Ergebnissen ausgehend konzentrierten sich die Wisschenschaftler auf den zweiten Studienteil, dessen Ergebnisse nun veröffentlicht wurden. Die Fragen, die beantwortet werden sollten: Welchen Effekt hat ein durch den FeNO-Test ergänztes Asthma-Management auf die Inzidenz von Asthma bei Kindern? Inwiefern wirken sich die unterschiedlichen Verfahren auf den gesundheitlichen Zustand des Kindes auf lange Sicht aus? Insgesamt stimmten 179 Mütter der Teilnahme an der doppelblinden Follow-up-Studie Growing into Asthma (GIA) zu – von den Kindern dieser Frauen nahmen letztendlich 140 Kinder an der Studie teil, das entspricht 78 %. Diese Kinder wurden bis zu einem Alter von vier bis sechs Jahren begleitet und hinsichtlich einer Asthma-Inzidenz untersucht. Verglichen mit den Kindern aus der Kontrollgruppe konnte bei den Kindern aus der FeNO-Gruppe die Zahl an ärztlich diagnostiziertem Asthma deutlich reduziert werden (43,2 % vs. 25,9 %). Auch bei jenen Kindern, die Asthma entwickelten, gab es Vorteile für die Kinder der FeNO-Gruppe: Sie mussten seltener aufgrund Asthmaanfällen in die Notaufnahme und benötigten weniger Medikation, um die Symptome zu behandeln.
In der vorläufigen S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma, deren endgültige Version aktuell überarbeitet wird, heißt es zum Thema FeNO-Test in Zusammenhang mit schwangeren Asthma-Patientinnen: „Bei schwangeren Asthma-Patientinnen sind FeNO-Messungen sinnvoll, da auf der Basis dieser Messergebnisse die Asthma-Kontrolle bei gleichzeitiger Reduktion der Dosis der inhalativen Glucocorticosteroide ggf. verbessert werden kann [...]. Zusammenfassend ist die Messung der Atemwegsinflammation mittels FeNO ein wertvoller Baustein im Rahmen von Diagnostik und Management [...]. Welche Patienten von einer FeNO-Messung am meisten profitieren, kann allerdings derzeit nicht abschließend beurteilt werden.“ Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ein FeNO-unterstütztes Asthma-Management während der Schwangerschaft ärztliche Asthma-Diagnosen bei Kindern fast um 50 % reduzieren kann. Ein möglicher Grund dafür ist laut den Studienautoren die Flexibilität: Durch den Einsatz des FeNO-Tests war es ihnen möglich, während des Versuchs den Einsatz und die Dosierung von inhalierten Kortikosteroiden optimal anzupassen.