Patienten mit Rhinitis greifen oft zum falschen OTC-Arzneistoff, so das Ergebnis einer australischen Studie. Die fehlende Beratung führe oft dazu, dass Kunden die Ursachen der Erkrankung falsch einschätzen und sich falsch behandeln. Bei der allergischen Rhinitis ist das besonders kritisch.
Leiden Patienten an einer Rhinitis, stehen ihnen hierzulande viele rezeptfreie, aber apothekenpflichtige Medikamente zur Verfügung. In Australien hingegen sind etliche Präparate ohne Beratung eines Apothekers frei erhältlich. Dort ist der Markt deutlich weniger reguliert. Rachel Tan vom Woolcock Institute of Medical Research, University of Sydney zeigt jetzt, dass diese Liberalisierung ihre medizinischen Schattenseiten hat.
Für ihre Studie hat sie 269 Kunden öffentlicher Apotheken aus Sydney per Fragebogen interviewt. Sie gaben ihre Symptome, das erworbene Präparat sowie ihr Alter an. Ein Expertenteam aus Apothekern und Pneumologen wertete die Antworten aus und kontrollierte, ob die Medizin zu den Beschwerden passte. Von allen Teilnehmern hatten 63,2 Prozent eine ärztliche Diagnose – allerdings ohne Verordnung. Meistens handelte es sich um eine Rhinitis unterschiedlicher Pathogenese. Die Erkrankung kann schließlich allergische, infektiöse oder vasomotorische Ursachen haben. Auch eine Schwangerschaftsrhinitis ist bekannt. Je nach Grunderkrankung kommen demnach unterschiedliche Arzneistoffe zum Einsatz. 70 Prozent wählten ihre Medikamente aus dem Freiwahlbereich selbst aus – das heißt sie bekamen keine Beratung. Nach den Gründen befragt, gaben viele der Studienteilnehmer an, ein bestimmtes Arzneimittel habe Bekannten schon geholfen.
Nur 16,5 Prozent der Gruppe mit Rhinitis unterschiedlicher Ursachen wählten tatsächlich die passende Medikation. Das ist besonders bei allergischer Rhinitis kritisch. Ohne richtige Therapie kann es zu einem Etagenwechsel kommen. Dabei entsteht aus einer Rhinitis allergica ein Asthma bronchiale. Tatsächlich erwarben laut Tan bei allergischer Rhinitis nur in 6,3 Prozent aller Fälle, die Patienten die korrekte Medikation. 16 Prozent berichteten über die typischen Pfeifgeräusche, die bei Asthma auftreten. Tan sieht hier erhebliche Probleme auf die öffentliche Gesundheit zukommen, da Asthma mit hohen Kosten verbunden ist. „Apotheker müssen eine proaktive und evidenzbasierte Rolle bei der Beratung übernehmen“, schreibt sie. Ziel sei, leitliniengerecht zu behandeln.
Aus Tans Veröffentlichung können Apotheker, aber auch Politiker aus Deutschland viel lernen. Bei uns sind OTCs zwar im Setting der Apothekenpflicht, allerdings müssen nur öffentliche Apotheken von sich aus die Beratung anbieten. Wie ernst Pharmazeuten diese Vorschrift nehmen ist eine andere Frage. Versender sind hingegen nur dazu verpflichtet, Kontaktmöglichkeiten für Rückfragen zu offerieren.