„Nach meiner Reanimation sah ich mich aus einer oberen Ecke des Raumes von außen. Ich spürte ein helles, warmes Licht von oben und wusste, dass ich geborgen sein würde. So beobachtete ich mich einige Minuten, bis ich mich wieder in der Realität der Intensivstation wiederfand.“ Sind Nahtoderfahrungen eine spezielle Variante des Delirs, die sich naturwissenschaftlich gut erklären lässt?
So oder so ähnlich werden Nahtoderfahrungen (NTE) oft beschrieben. Wenn es sich um sehr seltenen Berichte handeln würde, könnte man sie ja als Produkt einer lebhaften Fantasie abtun, aber man hört immer wieder solche Geschichten. Ich neige grundsätzlich dazu, das jeweils einfachste Erklärungsmodell zu bevorzugen. Bevor ich also annehme, dass meine Seele zum Himmel aufsteigt und mich von außen sieht, schlage ich den Begriff Nahtoderfahrung erst mal in der guten, alten Wikipedia nach.
Dort werden einige Studien zur NTE genannt, die alle den gleichen Schluss zulassen, dass nämlich die Sauerstoffunterversorgung des Gehirns, die nicht nur bei Kreislaufproblemen, sondern vereinzelt auch bei epileptischen Anfällen und angeblich sogar bei Meditationen auftreten kann. Diese kann zu schlichten Wahrnehmungsstörungen führen, die das häufig beschriebene Bild gut erklären können. Zu diesen Wahrnehmungsstörungen gehören unter anderem:
Die naheliegendste Erklärung für vom Patienten berichtete Nahtoderfahrungen ist also, dass das Gehirn in einen Sauerstoffmangel gerät und möglicherweise zusätzlich endogene Opiate ausschüttet. In diesem Zustand entstehen optische Halluzinationen, wie die, den Körper von außen zu sehen (autoskopische Halluzinationen), das Licht, möglicherweise Figuren, Derealisationen wie das Gefühl, nicht mehr mit dem eigenen Körper verbunden zu sein, körperliche Halluzinationen wie das Gefühl der Wäre und Glücksgefühle, die auf die Ausschüttung der Opiate zurückzuführen sind.
Ach ja, die Wissenschaft entmystifiziert aber auch immer wieder die interessantesten Dinge. Fast ein wenig schade ...