BEST OF BLOGS | In der Ambulanz nimmst du einen neuen Patienten auf, der benommen wirkt. Könnte eine Vergiftung sein. Aber mit welcher Substanz? Hier ein paar Tipps für die Ersteinschätzung von psychiatrischen Toxidromen.
Du arbeitest im Rettungsdienst, in der Notaufnahme oder in der psychiatrischen Aufnahme und siehst einen neuen Patienten, der benommen, verwirrt oder auch erregt wirkt. Du hast den Eindruck, hier könnte eine Vergiftung mit Medikamenten, Drogen oder einem Gift vorliegen.
In dieser Situation wäre es sehr schön, genau zu wissen, welche Vergiftung hier nun vorliegt. Manchmal weiß man das auch, etwa, wenn leere Medikamentenpackungen neben dem Patienten liegen. Aber selbst dann weiß man nicht, ob das alles war, was der Patient zu sich genommen hat. Und noch öfter gibt es keine ausreichenden äußeren Hinweise auf die Ursache und Art der Vergiftung.
Auf Spurensuche
Natürlich ist es wichtig, hier Spuren zu sammeln, nachzuschauen, was in der Nähe des Patienten liegt, Proben zu sichern, um sie später im Labor untersuchen zu lassen. Aber zugleich wird man als Arzt versuchen, aufgrund des klinischen Bildes eine Verdachtsdiagnose zu stellen, um welche Art der Vergiftung es sich handeln kann. Diese Verdachtsdiagnose ist oft die Arbeitsdiagnose für die ersten therapeutischen Schritte.
Nun gibt es kaum eine Vergiftung, die so spezifische Vergiftungserscheinungen hervorruft, dass man sicher sagen kann, welche Substanz verantwortlich ist. Gerade in der Ersteinschätzung kommt man zunächst einmal zur Feststellung eines klinischen Syndroms, das zu einer Gruppe von auslösenden Substanzen passt. So verursachen verschiedene Sympathomimetika wie Amphetamine, Coffein oder Kokain alle ein ähnliches oder gleiches Bild. In diesem Fall oft Mydriasis und Agitation. Das Bild heißt dann „Sympathomimetisches Toxidrom“.
Vergiftungserscheinungen richtig einordnen
Den Begriff des Toxidroms kannte ich bis vor Kurzem auch noch nicht, ein Wikipedia-Artikel hierzu existiert nicht. Das Flexikon beschreibt ihn so:
„Ein Toxidrom beschreibt das Beschwerdebild von Personen, die einem Giftstoff (Toxin) ausgesetzt waren. Die umfassende Kenntnis von Toxidromen ermöglicht es, aus dem Beschwerdebild Rückschlüsse auf die Expositon gegenüber einem bestimmten Giftstoffen bzw. Gefahrstoffen zu ziehen. Entsprechend schnell lassen sich die notwendigen therapeutischen Maßnahmen einleiten.“
Den Begriff habe ich auf dem großartigen YouTube-Channel von Nerdfallmedizin kennen gelernt, in den beiden Episoden über Vergiftungen, in denen der Mediziner und Vergiftungsexperte Christoph Hüser zu Gast ist. Sein Blog toxdocs.de ist ebenfalls eine großartige Informationsquelle.
Psychiatrische Toxidrome im Überblick
Für einen eigenen Vortrag zu psychiatrischen Notfällen im Rahmen des Kurses „Arzt im Rettungsdienst“, den ich bald halte, habe ich mir die wichtigsten psychiatrischen Toxidrome zusammengestellt und dargestellt. Die wichtigsten psychiatrischen Toxidrome scheinen mir diese hier zu sein:
Im Folgenden habe ich je eine Folie zu jedem Toxidrom erstellt. Schaut selbst:
Wie verständlich findest Du diese Darstellungen? Wenn Du möchtest, kannst du sie gerne in eigenen Fortbildungen verwenden, bitte gerne mit einem Verweis auf diesen Blog. Schreib in die Kommentare, was Du davon hälst!
Bildquelle: athriftymrs.com, flickr