SARS, MERS, Ebola und jetzt Zika: Infektionen haben Health Professionals in den letzten Jahren vor große Herausforderungen gestellt. Um schneller auf Pathogene zu reagieren, bringt die Gesellschaft für Virologie jetzt Impfplattformen ins Gespräch.
In Lateinamerika breiten sich Zika-Viren nahezu ungebremst aus. Am 1. Februar 2016 sprach die Weltgesundheitsorganisation WHO deshalb vom „öffentlichen Gesundheitsnotstand internationalen Ausmaßes“. Ein Aktionsplan sieht vor, betroffene Länder beim Kampf gegen Mücken zu unterstützen, aber auch Menschen vor Ort gezielt zu informieren. Mittlerweile empfiehlt die US Food and Drug Administration, Blutspenden von Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko abzulehnen. Damit nicht genug: „Eine sexuelle Übertragbarkeit erscheint nicht ausgeschlossen“, informiert die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin. „Bis zur wissenschaftlichen Klärung wird daher nach einer möglichen Exposition in den Ausbruchgebieten bei Sexualverkehr mit Schwangeren und Frauen, die schwanger werden können, Kondomgebrauch für sechs Monate empfohlen.“ Mit geeigneten Vakzinen wären alle Probleme schnell vom Tisch.
Experten warnen, Forschung und Entwicklung auf die lange Bank zu schieben. „Bei Ebola war die Epidemie bereits vorbei, als die Vakzine beim Menschen eingesetzt werden konnten“, sagt Professor Dr. Hans-Dieter Klenk, ehemaliger Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Marburg. „Viele Leben hätten gerettet werden können, wären Phase-1-Studien frühzeitig durchgeführt worden.“ Auch gegen das Zika-Virus gibt es derzeit keine Vakzine. Betroffen sind in erster Linie Embryonen. Bei ihnen kommt es aller Wahrscheinlichkeit nach zu Mikrozephalien. „Der Verdacht auf eine Fruchtschädigung bei Infektionen mit dem Virus während der Schwangerschaft liegt nahe“, so Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Deshalb fordern Virologen, die Impfstoffentwicklung mit technologischen Plattformen zu beschleunigen. Als Basis dienen nicht pathogene Carrierviren, etwa das Vesikuläre Stomatitis-Virus (VSV) und das Modified-Vaccinia-Ankara-Virus (MVA). Forscher bauen Gene des Krankheitserregers ein, die zur Bildung von Antigenen führen. „Bei der Entwicklung des Ebola-Impfstoffs hat diese Strategie ihre Bewährungsprobe bestanden“, so Klenk. Er berichtet von ähnlichen Projekten mit dem Genom von Zika-Viren am US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases sowie am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
Trotz vielversprechender Ansätze warnt Hans-Dieter Klenk, Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen: „Die Impfstoffentwicklung darf zukünftig nicht erst einsetzen, wenn schwere Ausbrüche Menschenleben fordern.“ Er nennt als Beispiele das Marburg-, Lassa-, Krim-Kongo-Fieber- sowie das Rifttalfieber-Virus. Die Pathogene sind schon seit Jahren bekannt, ohne dass es bislang wirksame Vakzine gibt.