Viele Ärzte erkennen das Chronic Fatigue Syndrome nicht, denn die Diagnose ist nur schwer zu stellen. Patienten kritisieren: Ihre Krankheit werde nicht ernst genommen, sie fühlen sich als „faul“ stigmatisiert. Wie lassen sich Fehldiagnosen vermeiden?
Dr. Weigl arbeitet als Assistenzarzt für Anästhesiologie in der Uniklinik Bonn und betreut verschiedene Forschungsprojekte im Bereich der Neuromodulation (chronischer) Schmerzen.
Das Chronic Fatigue Syndrome (CFS) ist ein häufig nicht scharf definiertes Krankheitsbild, dessen Leitsymptom eine lähmende geistige und körperliche Erschöpfung ist. CFS wird auch als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) oder als ME/CFS bezeichnet. Sie kann mit einem hohen Grad der Behinderung einhergehen. Viele Betroffene sind arbeitsunfähig.
ME/CFS wird kontrovers diskutiert: Da weder die Ursache des Syndroms bekannt ist, noch verlässliche Diagnosekriterien vorliegen, wird von einigen Experten die Existenz der Erkrankung als eigene Entität angezweifelt. ME/CFS wird oft als Verlegenheitsdiagnose gestellt, wenn keine andere Ursache für eine Erschöpfungssymptomatik gefunden werden kann.
Die WHO stuft ME/CFS seit 1969 als neurologische Erkrankung ein.
Weltweit fordern Betroffene die Anerkennung der Erkrankung als eine schwere neuroimmunologische Krankheit. Sie fordern auch eine bessere Behandlung und mehr biomedizinische Forschung. Die internationale Bewegung #MillionsMissing will mit Protestaktionen nach eigener Aussage auf „die Millionen Menschen, die an Myalgischer Enzephalomyelitis (ME) erkrankt sind und auf die Millionen fehlender Forschungsgelder aufmerksam zu machen“.
Vor wenigen Tagen gab das dänische Parlament bekannt, ME/CFS als organische Erkrankung anzuerkennen. Die Abgeordnete Liselott Blixt hatte die Debatte einberufen. 107 Abgeordnete stimmten dafür, 72 enthielten sich, Gegenstimmen gab es keine. Beschlossen wurde, dass
Die Community #MillionsMissing Denmark wertet dies als einen wichtigen Schritt, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Sie schrieb hierzu auf Twitter:Die Betroffenen in Dänemark betonen, dass ME/CFS in ihrem Land bisher nur unzureichend behandelt wurde und fälschlicherweise oft als psychosomatisch klassifiziert worden sei. Die Abgeordnete Blixt sprach sich dafür aus, ME/CFS in die Neurologie und Immunologie zu verschieben.
In Deutschland ist ME/CFS, wie in vielen anderen Ländern auch, nicht als neuroimmunologische Krankheit anerkannt. Das Bündnis ME/CFS kritisiert, dass es auch hierzulande keine ausreichende Abgrenzung des ME/CFS von anderen, insbesondere psychisch bedingten Erschöpfungszuständen wie Depressionen oder Burnout, gebe.
Artikel von Jane SchulzBildquelle: Gregory Pappas, unsplash