Wenn es um Impfungen im Alter geht, herrscht häufig Verunsicherung. Grundsätzlich gilt: Vorbeugen bleibt auch hier wichtig. Aber selbst das pharmazeutische Personal kennt nicht jede Empfehlung der STIKO. Ein Update.
Die Impfung gegen Herpes zoster wird seit Dezember 2018 als Standardimpfung für Menschen ab 60 Jahren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Seit Anfang März dieses Jahres übernehmen die Krankenkassen hierfür auch die Kosten. Die Veröffentlichung dieser Nachricht wirft im Apothekenalltag Fragen auf. „Ist es sinnvoll, sich impfen zu lassen, wenn man bereits einmal an einer Gürtelrose erkrankt war?“, fragen viele Patienten. Doch es geht den Fragenden oft auch um Grundsätzlicheres: „Welche Impfungen werden denn im Alter überhaupt alle empfohlen?“
In vielen Apotheken hängt ein Plan mit dem Impfkalender für Kinder aus. Zu welchem Zeitpunkt eine Masern-, Mumps-, Röteln-Immunisierung erfolgen sollte, weiß daher fast das komplette pharmazeutische Personal auswendig. Doch wie steht es um das Wissen, wenn es sich um die Hauptzielgruppe der Apotheken, die Senioren handelt? Auch die Großelterngeneration ist in einem solchen Impfkalender vertreten, in den jetzt der Totimpfstoff Shingrix gegen Herpes zoster aufgenommen wurde. Der aktualiserte Kalender kann auf der Website des Robert-Koch-Instituts (RKI) heruntergeladen werden.
Zur Auffrischung wird für den Personenkreis ab 60 Jahren die Impfung gegen Tetanus, Diphterie und Pertussis empfohlen. Wer hier keine oder nur eine unvollständige Erstimmunisierung bekommen hat, sollte eine Nachimpfung planen. Denn eine Erkrankung ist in jedem Lebensalter möglich und kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Wer viel reist, sollte auch die Auffrischung des Polio-Schutzes nicht vergessen. Diese vier Impfungen sind in einem Kombinationspräparat erhältlich, das zur Grundimmunisierung und zur Auffrischung genutzt werden kann. Im Falle einer Grundimmunisierung wird das Präparat einmal verabreicht. Ein zweiter Impfstoff, der nur gegen Tetanus und Diphterie vorbeugt, wird im Abstand von einem und sechs Monaten gegeben. Für die Auffrischungsimpfung, die spätestens nach zehn Jahren fällig wird, reicht eine Einzelgabe aus.
Als Standard wird auch die Pneumokokkenimpfung gezählt, die für Personen ab 60 Jahren mit dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff und nicht gleichzeitig mit einer Lebendimpfung gegen Herpes zoster durchgeführt werden sollte. Pneumokokkeninfektionen können schwere Lungen-, Rückenmarks-, und Hirnentzündungen hervorrufen und sind besonders für immunsupprimierte Personen eine schwerwiegende Erkrankung. Die Impfung erfolgt in einen Muskel oder tief unter die Haut und wird nur einmal verabreicht. Nur in speziellen Fällen ist eine zweite Gabe notwendig, die aber frühestens drei Jahre nach der Erstimpfung erfolgt.
Die Grippeschutzimpfung wird für Senioren jährlich empfohlen. Neben der Frage, welcher Wirkstoff hier eingesetzt werden sollte, ist auch der Impfzeitpunkt zu beachten. Die meisten Grippefälle ereignen sich im Frühjahr und bei älteren Menschen hält die Schutzwirkung meist nicht mehr so lange an, wie bei jüngeren. Daher ist ein Impfzeitpunkt zwischen Ende Oktober und Anfang November ideal. Geimpft wird immer mit dem jeweils aktuell empfohlenen Wirkstoff, das ist zur Zeit der tetravalente Impfstoff.
Die größte Unsicherheit der Kunden herrscht, wenn es um den Totimpfstoff Shingrix geht. Die STIKO empfiehlt die Impfung bei Personen mit Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, Asthma bronchiale, HIV-Infektion oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, bereits ab einem Alter von 50 Jahren. Die Impfung umfasst zwei Einzeldosen, die im Abstand von zwei bis sechs Monaten gegeben und auch mit einer Grippeschutzimpfung zusammen verabreicht werden können. Noch liegen nicht genügend Daten dazu vor, ob eine Auffrischungsimpfung nötig sein wird. Die ersten Untersuchungen der Titer von geimpften Menschen deuten jedoch darauf hin, dass die Impfung mindestens fünf bis zehn Jahre wirksam ist, der Hersteller gibt vier Jahre an.
Auch nach einer bereits durchlebten Infektion mit Herpes zoster oder Windpocken ist die Impfung mit dem Totimpfstoff noch sinnvoll. Sie sollte jedoch erst dann erfolgen, wenn die akuten Symptome abgeklungen sind. Auch wer in der Vergangenheit bereits mit dem Lebendimpfstoff immunisiert wurde, kann sich mit Shingrix nachimpfen lassen. Der adjuvantierte Impfstoff bietet eine über 90 prozentige Sicherheit davor, an einer Gürtelrose und ihren teils schwerwiegenden Folgen zu erkranken. Daher sind die häufigsten Nebenwirkungen, wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Myalgie und Müdigkeit, erträglich, zumal sie nach spätestens zwei bis drei Tagen überstanden sind.
Text von Eva Bahn
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