PVP-Iod steht als preisgünstiges Desinfektionsmittel bei Kliniken hoch im Kurs. Patienten haben das Nachsehen. Verwenden Ärzte Chlorhexidin, kommt es deutlich seltener zu Infektionen. Jetzt ist die Zeit reif für eine Empfehlung.
Apotheker und Ärzte sind schon länger auf der Suche nach dem perfekten Hautdesinfektionsmittel für chirurgische Eingriffe. Eine industriefinanzierte Studie aus dem Jahr 2010 brachte wichtige Anhaltspunkte. Rabih Darouiche, Houston, hat 849 Patienten vor septischen Operationen randomisiert zwei Gruppen zugeordnet. Chirurgen desinfizierten deren Haut entweder mit Chlorhexidin oder Polyvinylpyrrolidon-Iod (PVP-Iod). In der Folge kam es bei 9,5 versus 16,1 Prozent aller Patienten zu Infektionen. „Chlorhexidin senkt das Infektionsrisiko um 41 Prozent“, schreibt Darouiche. Auch wirtschaftlich dürfte sich ihre Empfehlung lohnen. Die „number needed to treat“ lag bei 17.
Methodius G. Tuuli von der Washington University School of Medicine hat auf Basis dieser Arbeit weiter geforscht. Seine Fragestellung: Mittlerweile kommt fast jedes dritte Kind per Sectio zur Welt. Der Kaiserschnitt hat sich über die Jahre zur häufigsten OP bei Frauen entwickelt. Allerdings treten je nach Datenbasis bei fünf bis zwölf Prozent der Patientinnen Wundinfektionen auf – höhere Behandlungskosten inklusive. Deshalb hat Tuuli zusammen mit Kollegen eine Vergleichsstudie gestartet. Ärzte desinfizierten die Haut werdender Müttern vor einem Kaiserschnitt mit Chlorhexidin (zwei Prozent Chlorhexidingluconat) oder mit PVP-Iod (8,3 Prozent) in mindestens 70-prozentigem Isopropanol. Nach maximal 30 Tagen kam es unter Chlorhexidin bei 23 von 572 Patientinnen (4,0 Prozent) zu Wundinfektionen. Zum Vergleich: Bei PVP-Iod waren es 42 von 575 Patientinnen (7,3 Prozent). Unterschiede bei der Verträglichkeit gab es nicht. Die Autoren fordern deshalb, im OP und im Kreißsaal besser Chlorhexidin zu verwenden.
Auch bei der präoperativen Dekolonisierung von Patienten mit Staphylococcus aureus punktet Chlorhexidin, wie eine multizentrische Studie zeigt. Marin L. Schweizer vom University of Iowa Carver College of Medicine, Iowa City, testete, inwieweit ein Bündel an Maßnahmen Patienten vor unangenehmen Folgen bewahrt. Zehn bis 14 Tage vor dem Eingriff, dieses Mal ging es um Knie-, Hüft- oder Herz-OPs, suchten Ärzte per Nasenabstrich nach einer möglichen Kolonisierung mit Staphylococcus aureus. Fanden sie den Keim, folgten Chlorhexidin-Bäder und Mupirocin-Gaben. Alle Patienten erhielten vorab Cefazolin, Cefuroxim oder Vancomycin – je nach Resistenz. Schweizer verglich die Zahl an Wundinfektionen 39 Monaten vor beziehungsweise 21 Monate nach Einführung seines Maßnahmenbündels. Bezogen auf 10.000 Operationen fand er einen vergleichsweise geringen Rückgang von 36 auf 21 Infektionen. Im Editorial argumentiert Preeti Malani von der University of Michigan, angesichts schwerwiegender Folgen würde die einfach durchzuführende Prozedur trotzdem Sinn machen.