In den USA hat zum ersten Mal ein HIV-infizierter Patient eine Niere von einer ebenfalls HIV-infizierten Spenderin erhalten. Das war bislang nicht möglich: Lange ging man davon aus, dass der Eingriff für infizierte Spender zu belastend sein könnte.
Zum ersten Mal wurde von einer mit HIV lebenden Spenderin eine Niere an einen ebenfalls mit HIV infizierten Patienten gespendet. Ein multidisziplinäres Team der Johns-Hopkins-Uniklinik führte den Eingriff in der vergangenen Woche durch. Bisher waren Organspenden von HIV-Infizierten nur nach deren Tod möglich. Grund dafür waren Bedenken, dass die Nierentransplantation für den Spender zu belastend sein könnte.
Die Wissenschaftler konnten durch Untersuchungen an 40.000 HIV-Infizierten jedoch zeigen, dass neue antiretrovirale Medikamente nicht zu einer Beeinträchtigung der Nieren führen. Für HIV-Patienten mit einer gut kontrollierten Infektion sind die Risiken bei einer Nierentransplantation demnach vergleichbar mit denen von gesunden Spendern. Wichtig ist, dass die Spender nicht an Proteinurie, Diabetes oder unkontrollierter Hypertonie leiden. Was die Spende nach Angaben der behandelnden Ärzte so bedeutsam macht, ist neben der nun neuen Möglichkeiten zur Transplantation auch die Tatsache, dass gegen Stigmata vorgegangen wird, mit denen HIV-Infizierte immer noch zu kämpfen haben.
Die 35-jährige Spenderin konnte inzwischen nach Hause entlassen werden. Auch der Empfänger soll wohlauf sein, beide werden aber weiterhin engmaschig betreut. Die behandelnden Ärzte sind aber optimistisch, dass die Langzeit-HIV-Kontrolle und die Nierenfunktion weiterhin exzellent sein werden. Mit der Machbarkeit, Sicherheit und Effektivität von HIV-zu-HIV Transplantationen befasst sich der 2013 ins Leben gerufene „HIV Organ Policy Equity Act“ (HOPE Act). Er wird von zwei der behandelnden Ärzte geleitet, die die letzte Woche durchgeführte Lebendspende als weiteren Meilenstein von HOPE bezeichnen.
Artikel von Natascha van den Hoefel
Bildquelle: Hey Paul Studios