„Trocken oder verschleimt?“ lautet oft die erste Frage des Apothekers an seinen hustenden Patienten. Warum das nicht therapierelevant ist und wie man akuten von chronischem Husten unterscheiden kann, beantwortet die aktuelle Leitlinie.
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat neue Leitlinien zum Thema „Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ veröffentlicht. Obwohl sich der Teilbereich Diagnostik naturgemäß eher an die Ärzte – und hier speziell an die Pneumologen – richtet, ist die Therapie von Husten ein wichtiges Feld auch für Apotheken.
Neue Standards für Beratung
Husten bedingt durch eine virale Infektionen ist weltweit nicht nur der häufigste Grund für eine ärztliche Konsultation, sondern auch einer der häufigsten Gründe, eine Apotheke aufzusuchen. Die DGP sieht den akuten Erkältungshusten viraler Genese als Domäne der Selbstmedikation an. Die Kenntnis der Ursachen sowie die adäquate und leitliniengerechte Beratung der Patienten hat daher oberste Priorität. Was grenzt den akuten vom chronischen Husten ab? Und warum muss man die Kunden bei der Beratung künftig nicht mehr fragen: „Ist der Husten trocken oder verschleimt?“
Husten ist unangenehm für die Patienten, sie wünschen sich schnelle Abhilfe. Denn Husten kann schmerzen, ist laut und störend – und verbreitet Krankheitserreger. Auch für das Gesundheitssystem verursacht er jedes Jahr hohe Kosten. Dabei kann das Symptom ein Hinweis auf die unterschiedlichsten Grunderkrankungen sein. Es ist daher unumgänglich, zunächst herauszufinden, warum ein Patient überhaupt hustet. Dabei hilft die Klassifizierung, die in der neuen Leitlinie veröffentlicht wurde.
Quelle: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
Interessant für Apotheken ist vor allem die Tatsache, dass die Unterscheidung der Therapie zwischen trockenem und verschleimtem Husten in der Leitlinie als „nicht bedeutsam“ angesehen wird. Das erklären die Experten so: Zum einen sind die Übergänge meist fließend und zum anderen schätzen die Patienten die Menge ihres Auswurfs ohnehin falsch ein. Die Abgrenzung zwischen Bronchialsekret und Sputum ist für den Laien schwierig.
Chemische und pflanzliche Schleimlöser im Vergleich
Erst ab einer Menge von 30 Millilitern Sekret am Tag gilt ein Husten überhaupt als produktiv. Die Wirkung von Ambroxol und N-Acetylcystein wird auf ihre antientzündlichen, antiviralen, lokalanästhetischen und antioxidativen Effekte zurückgeführt, nicht auf die Mukolyse, die durch sie ausgelöst werden soll. Auch die Wirkung anderer chemischen Schleimlöser wie Bromhexin, Guaifenesin oder isotonischer beziehungsweise hypertoner Kochsalzlösung beruht offenbar eher auf diesen Eigenschaften.
Die Datenlage bei pflanzlichen Phytotherapeutika als Expektorantien sieht da deutlich besser aus. Deren Wirkung wurde in mehreren randomisierten und kontrollierten Studien nachgewiesen. Die Leitlinie stellt jedoch klar, dass diese Ergebnisse „nicht für die untersuchte(n) Pflanze(n), sondern nur grundsätzlich für das getestete Präparat“ gelten. Bei akutem Husten werden Präparate empfohlen, die ätherische Öle aus Anis, Eukalyptus, Myrte, Pfefferminze, Spitzwegerich und Thymian enthalten. Auch die Saponine aus der Efeupflanze und die Glykoside der Primelwurzel gelten weiterhin als hilfreich.
Keine Trennung zwischen Wirkstoffen in Antitussiva und Expektorantien
Bei den Antitussiva finden sich zum Teil dieselben Pflanzen wie bei den Expektorantien wieder, hier gibt es keine klare Trennung. Zum Teil hängt die beanspruchte klinische Wirkung auch von deren Extraktionsart ab. Genannt werden hier Thymian, Efeu, Primel, Eukalyptus, Spitzwegerich, Drosera und Wollblumen. In Hustensirups mit Spitzwegerich, Isländisch Moos oder Eibischwurzel ist häufig auch Zuckersirup enthalten. Sirupe oder Lutschtabletten mit Zucker haben meist einen schnelleren Wirkungseintritt als Kapseln oder Tabletten. Das liegt daran, dass der Zucker die im Rachen befindlichen Hustenrezeptoren einhüllt.
Aus dem nicht verschreibungspflichtigen Bereich wird zur Behandlung von Reizhusten Pentoxyverin empfohlen. Kombinationspräparate aus Pseudoephedrin und Cetirizin können empfohlen werden, wenn der Hustenreiz aus dem Bereich der oberen Atemwege (Rhinitis, Sinusitis, Pharyngitis) getriggert wird. Für Patienten, die viel Auto fahren, einen hohen Blutdruck, Herz- oder Prostataerkrankungen haben, ist diese Art der Therapie allerdings nicht geeignet.
Text von Eva Bahn
Bildquelle: mohamed_hassan, Pixabay