Die Handhygiene in Kliniken lässt zu wünschen übrig, zeigt eine aktuelle Studie. Zum Beispiel wird das Desinfizieren der Hände nicht gründlich durchgeführt. Und dann gibt es noch eine weitere Schwachstelle in puncto Krankenhaushygiene, die bisher kaum beachtet wird.
In den letzten Tagen gab es gleich drei Publikationen zum Thema Handhygiene. So kamen Chang et al. in ihrer bisher unveröffentlichten Studie zum Ergebnis, dass man es auf der Intensivstation mit der Handhygiene nicht so genau nimmt. Ihre Ergebnisse präsentierten sie auf dem diesjährigen European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases.
In der Arbeit wurde die Chronologie der unterschiedlichen Aufgaben untersucht und inwiefern diese Reihenfolge Einfluss auf die Compliance bei der Handhygiene hat. Dabei beobachteten die Forscher folgendes Phänomen: Das Klinikpersonal führte seltener eine korrekte Reinigung der Hände durch, wenn es von schmutzigeren Arbeitsstellen zu reineren wechselte als umgekehrt.
Die Compliance lag bei 50,8 Prozent (95 % CI: 49.5 %-52.2 %), wenn das Personal von schmutzigeren zu reineren Aufgaben wechselte und 42,7 Prozent (95 % CI: 41.7 %-43.7 %), wenn die Reihenfolge umgekehrt war. Die generelle Wahrscheinlichkeit, eine Handhygiene durchzuführen, war niedriger, wenn Mitarbeiter von schmutzigeren zu saubereren Arbeiten wechselten, so das Ergebnis der Analyse (OR: 0.93, 95 % CI: 0.92-0.95, p < 0.0001).
Des Weiteren veröffentlichte die University of Michigan eine Studie, in der es um die Verbreitung von multiresistenten Bakterien in Kliniken geht. Häufig werden sie als Superbugs bzw. Superbakterien bezeichnet.
Dabei unterschieden sie zwischen drei Kategorien:
Der Fokus lag allerdings nicht auf den Klinikmitarbeitern, sondern auf den Patienten. „Was befindet sich auf den Händen und in den Zimmern von Patienten?“ lautete die Leitfrage von Mody et al. Die Antwort: Fast 14 Prozent der untersuchten 399 Klinikpatienten wiesen multiresistente Erreger auf ihren Händen oder in den Nasenlöchern auf, 10 Prozent sogar schon zu Beginn ihres Klinikaufenthalts. Die Forschergruppe nahm Proben für diese Superbakterien von häufig berührten Gegenständen in Patientenzimmern, wie zum Beispiel dem Schwesternrufknopf.
University of Michigan
Fast ein Drittel der Testproben kam positiv zurück. Immerhin sechs Prozent jener Patienten, bei denen anfangs keine multiresistenten Erreger nachgewiesen wurden, wurden später im Laufe ihres Krankenhausaufenthalts positiv getestet. In Zukunft sollten die Hygienevorschriften also nicht nur für das Personal, sondern auch für Patienten gelten, schlagen die Autoren vor.
Und noch eine Arbeit von Tschudin-Sutter et al. wurde auf dem erwähnten Kongress in Amsterdam vorgestellt. Die bereits 2017 veröffentlichte Studie fand bislang noch zu wenig Beachtung, wenn es nach den Schweizer Forschern geht. Sie schlagen eine neue Technik beim Desinfizieren der Hände vor. Sie soll die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ablösen. Mit der Anleitung soll das Desinfizieren besser wirken und schneller gehen, weil weniger Schritte nötig sind. 15 Sekunden dauert der Vorgang und er funktioniert wie folgt:
In der Studie führte die neue Anwendungsweise zum größten Erfolg verglichen mit anderen Techniken. Was das Händewaschen betrifft, machen Tschudin-Sutter und ihre Kollegen keine Vorschläge. Dabei ist es mindestens genau so wichtig, um die Verbreitung gefährlicher Erreger einzudämmen. Studenten der Hochschule Heidelberg stellten im Rahmen eines Beobachtungsprojekts fest, dass nur 8 % der Toilettenbesucher ihre Hände sorgfältig genug wuschen. Die anderen wuschen sie ungründlich, nur mit Wasser oder gar nicht.
Ein Mal richtig ausgeführtes Händewaschen dauert laut WHO 40 bis 60 Sekunden und setzt sich aus den folgenden 10 Schritten zusammen.
Broschüre: Hand Hygiene: Why, How & When? @WHO
Das Fazit lautet also: Öfter Hände waschen, gründlicher Hände waschen und, wenn notwendig, Hände korrekt desinfizieren. Das gilt sowohl für das Klinikpersonal als auch für Patienten. Und eigentlich für alle anderen auch.
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