Auf Gynäkologen kommen viele Änderungen bei der Früherkennung von Zervixkarzinomen zu. Nicht wenige sind deswegen verunsichert. Mit diesen Tipps gelingt es, Zytologie-Befunde auch in Zukunft schnell und routiniert auszuwerten.
Im Bereich der gynäkologischen Krebsvorsorge ändert sich künftig einiges, wie DocCheck berichtete. Die Änderungen des neu organisierten Screeningverfahrens können für Verunsicherung bei Gynäkologen in der Praxis sorgen. Um den Überblick zu bewahren, sind vor allem die folgenden zwei Abbildungen aus dem neuen Programm des gemeinsamen Bundesausschusses zur Früherkennung von Zervixkarzinomen wichtig. Wer sich daran orientiert, kann Patientin bei auffälligen Befunden richtig beraten und entsprechend weiteleiten.Grundlage der Einteilung ist die Münchner Nomenklatur III (Stand 01.07.2014) für die gynäkologische Zytodiagnostik der Zervix. Nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen sollte von den vorgegebenen Schemata abgewichen werden, etwa bei klinischen Auffälligkeiten, Schwangerschaft oder bereits vorliegender Befunde an der Zervix.
Abklärungsalgorithmus für das Zytologie-Screening für Frauen im Alter von 20-34 Jahren
Die Gruppe I bedeutet einen Normalbefund. Bei jungen Frauen weiß man, dass sie eine hohe HPV-Prävalenz und eine große Rückbildungswahrscheinlichkeit von Zellveränderungen haben. Daher findet ein konservatives Vorgehen bei geringgradigen Veränderungen (II-p, II-g, IIID1) statt. Es erfolgt eine zytologische Kontrolle nach 6-12 Monaten.
Ein Ergebnis der Gruppe I bedeutet die Rückkehr ins Primärscreening. Eine Abklärungskolposkopie erfolgt nur dann, wenn geringgradige Veränderungen über 24 Monate persistieren oder bei mittelgradigen/hochgradigen Zellveränderungen, also mindestens Gruppe IIID2.
Patientinnen zwischen 30 und 34 Jahren erhalten bei geringgradigen Zellveränderungen (II-p, II-g, IIID1) nach 6-12 Monaten einen HPV-Test. Bei negativem Ergebnis erfolgt auch hier die Rückkehr ins Primärscreening, bei positivem Ergebnis sollte eine Kolposkopie innerhalb von drei Monaten stattfinden. Abstriche der Gruppe III-p, III-g und IIID2 sollten innerhalb von drei Monaten kolposkopiert werden. Zytologie-Befunde der Gruppe IV und V sollten unverzüglich einer Kolposkopie und einer weiteren Therapieplanung zugeführt werden.
Abklärungsalgorithmus für das kombinierte Screening für Frauen über 35 Jahre
Ein Normalbefund liegt vor, wenn der HPV-Test negativ und die Zytologie Gruppe I ist. Das Ergebnis ist auch dann unauffällig, wenn der HPV-Test negativ und die Zytologie der Gruppe II-p oder II-g angehört. Auch hier findet weiterhin ein Primärscreening nach drei Jahren statt.
Ist der HPV-Test zwar negativ, liegt aber ein Abstrich der Gruppe IIID1 vor, sollte bereits nach 12 Monaten ein erneutes kombiniertes Screening erfolgen. Ein unauffälliger Kontrollbefund bedeutet eine Rückkehr zum dreijährigen Primärscreening. Ist das Ergebnis auffällig (HPV positiv oder mindestens Gruppe II-p) wird eine Kolposkopie empfohlen.
Ergibt das Primärscreening eine Zytologie Gruppe I, aber einen positiven HPV-Test, sollte bereits nach 12 Monaten wieder eine Kombinationstestung erfolgen. Bei negativem HPV-Test und unauffälliger Zytologie wird die Patientin erst wieder nach drei Jahren zum Screening eingeladen.
Ein positiver HPV-Test und Zytologie-Befunde der Gruppe II-p, II-g oder IIID1 sollten innerhalb von drei Monaten kolposkopisch abgeklärt werden.
Auch Patientinnen mit einem Abstrich der Gruppe III-p, III-g oder IIID2 werden unabhängig vom HPV-Test innerhalb von drei Monaten einer Kolposkopie zugeführt. Das gilt auch für die Gruppe IV und V, hier jedoch baldmöglichst.
Bisher erfolgte der zytologische Abstrich hauptsächlich nach konventioneller Methode (Pap-Abstrich) und getrennt von der HPV-Testung. Ein sogenanntes Dünnschichtverfahren, das sowohl Zytologie-Abnahme als auch HPV-Test in einem Abstrich ermöglicht, wird nun offiziell als alternativ einsetzbare Methode betrachtet.
Fazit: Es wird sicher einige Zeit brauchen, bis sich diese komplexen Neuerungen in der Praxis eingespielt haben. Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich bis dahin die beiden Abbildungen auf den Schreibtisch zu legen, damit das Durchsehen der Zytologie-Befunde auch in Zukunft schnell und routiniert abläuft.
Weiterführende Literatur gibt es hier.
Artikel von Petra BrandtBildquelle: WikiCommons