Fetthaltige Ernährung und Fettleibigkeit haben sich im Tiermodell als Risikofaktoren für die Entwicklung von postpartalen Angsterkrankungen bei Müttern erwiesen. Beide Faktoren mindern zudem die Ausbildung einer erhöhten Stressbelastbarkeit, die für stillende Mütter typisch ist.
Für die meisten Frauen stellt die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und die Zeit danach eine freudvolle Erfahrung dar. Dazu tragen eine Vielzahl von körperlichen – insbesondere hormonellen und emotionalen – Veränderungen bei, die die Mutter vor Stress schützen, sie ruhiger machen und mit den notwendigen fürsorglichen Verhaltensweisen ausstatten. Die Zeit der Geburt ist aber auch mit dem Risiko behaftet, psychische Störungen zu entwickeln.
Innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt sind bei etwa 20-25 Prozent der Mütter Stimmungsschwankungen zu beobachten – angefangen vom „postpartalen Blues“ über die postpartale Depression bis hin zur postpartalen Psychose. Die Ursachen solcher Störungen sind kaum untersucht, obwohl darunter nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter und die gesunde Entwicklung des Kindes leiden. Nur wenige Risikofaktoren wurden bislang identifiziert. Dazu gehören psychische Störungen vor der Schwangerschaft, gravierende stressvolle Ereignisse sowie das Rauchen während der Schwangerschaft und Übergewicht der Mutter. Regensburger Wissenschaftler um Prof. Dr. Inga Neumann vom Lehrstuhl für Tierphysiologie und Neurobiologie untersuchten, ob eine stark fetthaltige Ernährung die normalen Veränderungen im Verhalten und der Stressphysiologie der Mutter beeinflusst. Die Experimente wurden an Nagetieren durchgeführt, denen eine spezielle Fett-Diät während der gesamten Trächtigkeitsphase verabreicht wurde. Die Forscher konnten nachweisen, dass die fetthaltige Ernährung nicht nur das Körpergewicht erhöhte, sondern auch das Angstverhalten der Mütter steigerte und ebenso die Stress-Belastbarkeit verringerte, die so typisch für Muttertiere ist. Die Wissenschaftler konnten darüber hinaus die molekularen Veränderungen im Stress-System des mütterlichen Körpers im Bereich der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse exakt lokalisieren. Die Beobachtungen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die normalen mütterlichen Veränderungen für die mentale Gesundheit von Mutter und Kind von großer Bedeutung sind. Sie zeigen auch, dass Fettleibigkeit ein wesentlicher Risikofaktor für Angsterkrankungen nach der Geburt darstellt. Originalpublikation: High-fat diet prevents adaptive peripartum-associated adrenal gland plasticity and anxiolysis Clara V. Perani et al.; Scientific Reports, doi: 10.1038/srep14821; 2015