Protonenpumpeninhibitoren gehören zu den häufigsten Arzneimitteln. Durch den OTC-Switch von PPI hat sich der Absatz weiter erhöht. Jetzt zeigen Forscher, dass die Präparate mit einer erhöhten Mortalität in Verbindung stehen.
Manche Nebenwirkungen von Arzneimitteln zeigen sich erst weit nach deren Zulassung, falls es Kohorten mit vielen Patienten und mit langer Nachbeobachtung gibt. Bestes Beispiel sind PPI und die Frage, ob sie mit einer höheren Mortalität in Verbindung stehen. Diesem Thema widmete sich Yan Xie vom Department of Veterans Affairs St Louis Health Care System zusammen mit Kollegen in einer Arbeit. Sie verglichen Daten von 157.625 PPI-Anwendern und 56.842 Patienten, die H2-Rezeptorantagonisten bekamen. Ihr Follow-up lag bei maximal zehn Jahren.
45 zusätzliche Todesfälle pro 1.000 Personen
Dass Patientengruppen mit unterschiedlichen Pharmakotherapien verglichen wurden, hat folgenden Grund: PPI und H2-Rezeptorantagonisten kommen bei ähnlichen Indikationen zum Einsatz, wirken jedoch auf unterschiedliche Zelltypen. Durch den Vergleich sollen Verzerrungen durch gastrointestinale Grunderkrankungen ausgeschlossen werden. Denn solche Probleme hätten beim Vergleich von PPI-Anwendern mit Personen ohne Pharmakotherapie möglicherweise entstehen können.
Die Forscher fanden in der PPI-Gruppe ein um 17 Prozent höheres Sterberisiko als in der H2-Blocker-Gruppe. Sie berechneten 45 zusätzliche Todesfälle pro 1.000 Patienten in Assoziation mit PPI. Die Mortalität für PPIs betrug 387 pro 1.000 Personen, und bei H2-Blockern waren es 342 pro 1.000 Personen. Patienten starben aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen und Krebserkrankungen im oberen Gastrointestinaltrakt.
Fragen bleiben trotzdem offen. Bekanntlich zeigen Kohortenstudie Assoziationen, aber keine Kausalitäten. Die Autoren haben versucht, Störfaktoren zu berücksichtigen, was aber in der Gänze nicht möglich ist. Allerdings verweisen sie auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Wer länger PPI einnahm, hatte auch eine höhere Mortalität.
Vermeidbare Pillen, vermeidbares Risiko
„Angesichts der Millionen von Menschen, die regelmäßig PPIs einnehmen, bedeutet dies Tausende von Todesfällen pro Jahr“, warnt Coautor Ziyad Al-Aly in einer Meldung. „Die Einnahme von PPI über viele Monate oder Jahre hinweg ist nicht sicher, und jetzt haben wir ein klareres Bild von möglichen Risiken, die mit der langfristigen Anwendung von PPI in Verbindung stehen.“ Der Forscher ergänzt: „Am meisten beunruhigt mich, dass es Menschen gibt, die PPIs einnehmen und ernsthafte Schäden erleiden, obwohl sie dieses Medikament möglicherweise nicht benötigen.“
Ähnliche Probleme gibt es auch in Deutschland. Deshalb rät die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, PPI ohne eindeutige ärztliche Diagnose nicht länger als zwei Monate einzunehmen.
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