Metastasierender Prostatakrebs lässt sich auf verschiedene Arten behandeln. Eine aktuelle Studie zeigt: Patienten mit hormonsensitivem Prostatakarzinom profitieren von der Behandlung mit Enzalutamid – eine neue Therapieoption?
Das Prostatakarzinom ist der häufigste maligne Tumor beim Mann. In Deutschland macht Prostatakrebs etwa 20 % aller Krebsneuerkrankungen aus, pro Jahr kommen geschätzte 49.000 Neupatienten dazu. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Therapie meist rein palliativ. Onkologen entscheiden sich abhängig vom Tumorstadium und vom Gesamtzustand und Alter des Patienten zwischen unterschiedlichen Therapiekonzepten. Beim metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) könnte bald eine neue Therapieoption hinzukommen.
Das Antiandrogen Enzalutamid konnte in einer Phase-3-Studie das Überleben von Patienten mit mHSPC signifikant verlängern. In älteren Studien konnte schon gezeigt werden, dass Enzalutamid beim kastrationsresistentem Prostatakarzinom einen Vorteil bietet.
Für die offen randomisierte Phase-3-Studie ENZAMET rekrutierten die Studienleiter 1.125 Männer mit mHSPC, die entweder eine Testosteronunterdrückung mit Enzalutamid oder mit Standard-Antiandrogen-Therapie (Bicalutamide, Nilutamide, oder Flutamide) erhielten. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben, zu den sekundären Endpunkten zählte progressionsfreies Überleben gemessen am PSA-Level. Das Follow-Up betrug im Schnitt 34 Monate.
Das Gesamtüberleben konnte mit Enzalutamind im Vergleich zur Kontrollgruppe verlängert werden. So starben in der Enzalutamid-Gruppe 102 Patienten, in der Kontrollgruppe 143 (HR: 0,67; 95% [CI]: 0,52 zu 0,86; P=0.002). Die Autoren berechneten eine 3-Jahres-Überlebensrate von 80 % für Enzalutamid-Patienten verglichen mit 72 % für Patienten unter Standardmedikation. Auch das progressionsfreie Überleben verbesserte sich in der Enzalutamid-Gruppe: Hier kam es zu 174 Ereignissen im Vergleich zu 333 Ereignissen in der Standard-Therapie (HR: 0,39; P<0.001). Unter Enzalutamid brachen Patienten die Therapie häufiger aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab verglichen mit der Standard-Therapie (33 Ereignisse bzw. 14 Ereignisse).
„Die zusätzliche Gabe von Enzalutamid zur Testosteronunterdrückung bei Männern mit mHSPC kann eine viel bessere Krebskontrolle und ein viel längeres Überleben ermöglichen“, erklärte Co-Autor der Studie Dr. Christopher J. Sweeney auf dem ASCO-Kongress 2019. „Dies gilt sowohl für Patienten mit hoher Krankheitslast, mit multiplen Knochenmetastasen oder Lebermetastasen, als auch für Männer mit niedrigerer Krankheitslast. Die neue Behandlungsmöglichkeit ist vor allem für Männer interessant, die eine Chemotherapie nicht vertragen und eine geringere Krankheitslast haben.“
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