In Deutschland werden Homöopathie-Kritiker abgemahnt. Im Ausland ist es genau umgekehrt: Hier müssen sich Anbieter von homöopathischen Mitteln vor Gericht verantworten. In den USA wurde jetzt die Supermarktkette Walmart angeklagt.
Während Homöopathie-Kritiker in Deutschland abgemahnt werden, ist es in vielen anderen Ländern bereits genau anders herum. Hier wird die Homöopathie zunehmend als das eingestuft, was sie ist: eine Pseudo-Wissenschaft. So wurde in Großbritannien vor kurzem die Kostenübernahme von homöopathischen Mitteln abgeschafft. Denn nur, was der Staat als medizinisch notwendig erachtet, wird auch vom Staat übernommen. Homöopathische Mittel zählen seit vergangenem Jahr nicht mehr dazu.
Im Gegensatz zu den ebenso fruchtlosen wie haarsträubenden Diskussionen in Deutschland zeigt der staatliche Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) damit klare Kante: Homöopathie sei „im besten Fall ein Placebo und ein Missbrauch knapper NHS-Mittel.“
In den USA gab es bereits 2016 einen wichtigen Schritt in die gleiche Richtung. Dort müssen homöopathische Mittel für den Verbraucher klar und unmissverständlich vermitteln, dass es
1) keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit gibt und dass sich
2) die Behauptungen im Beipackzettel der vermeintlichen Arznei ausschließlich auf homöopathische Theorien aus dem 18. Jahrhundert stützen.
Wer sich nicht daran hält, dem drohen ernste Konsequenzen – was der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart nun auf eindrückliche Weise zu spüren bekommt.
Das Center for Inquiry (CFI), eine gemeinnützige Non-Profit-Organisation, hat vor kurzem Klage gegen den Supermarktriesen erhoben. Das CFI engagiert sich, laut Website, für eine „säkulare Gesellschaft, die sich auf Vernunft, Wissenschaft, Fragefreiheit und humanistische Werte stützt.“ Genau diese Werte sehen die Kläger nun durch Walmart und sein irreführend arrangiertes Angebot an homöopathischen Mitteln offenbar verletzt. In der Klageschrift heißt es konkret:
„Der Angeklagte hat homöopathische Produkte [...] auf täuschende Art [...] vermarktet, indem er durch Präsentation und Platzierung bewusst den Eindruck förderte, dass diese Mittel effektiv bestimmte Beschwerden behandeln können und dass sie in Bezug auf Wirksamkeit und Reglementierung mit wissenschaftlich basierten Medikamenten vergleichbar sind.“
Das CFI hatte gegen CVS, den größten Arzneimittelverkäufer der USA, bereits im Juli vergangenen Jahres eine ähnliche Klage angestrengt. In der zugehörigen Klageschrift brachte das Center sein Anliegen ebenso klar auf den Punkt, wie in der aktuellen: „Homöopathie ist eine Pseudo-Wissenschaft.“
Darüber mag man sich als Anhänger von Kügelchen und Potenzierung aufregen – doch allein der Blick in bloß eine vom CFI angeführte Quelle kann hier aufrütteln. Auf der Website What's The Harm? findet sich eine ständig aktualisierte und belegte Liste von Menschen, die Fall für Fall darlegt, wie gefährlich die Homöopathie ist, wenn sie Patienten von der Medizin fernhält.
Genau dieser Aspekt kommt in Deutschland oft zu kurz. Denn nur ein Hinweis darauf, dass homöopathische Mittel wirkungslos sind oder ein Amüsieren über Globuli und Co. führt nicht weit genug. Schlimmer noch, eine Abmahnung von Experten, die wie Natalie Grams und Dr. Gerd Glaeske wichtige und richtige Kritik an den Zuckerkügelchen üben, führt genau in die falsche Richtung. „Homöopathie kann lebensgefährlich sein“, schrieb Prof. Edzard Ernst schon 2015 schlicht und treffend in GEO.
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