In der Therapie von Brustkrebs haben sich CDK4/6-Hemmer bewährt. Eine auf dem ASCO-Kongress vorgestellte Studie zeigt jetzt, dass eine bestimmte Substanzkombination besonders effektiv ist.
Brustkrebs ist mit rund 69.000 jährlichen Neuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung der Frau in Deutschland. Durch verbesserte Früherkennung und Diagnostik, aber auch durch individualisierte Therapien konnte in den letzten Jahren das Gesamtüberleben bei primärem und fortgeschrittenem Mammakarzinom deutlich angehoben werden. Um sowohl eine Über- als auch Untertherapie zu vermeiden, ist es wichtig, das individuelle Rückfallrisiko der Patientin einzuschätzen.
CDK4/6-Hemmer haben sich in der Therapie bewährt. Sie werden bei der Behandlung von HR+/HER2-Mammakarzinomen eingesetzt. Hier ist eine Überexpression von Cyclin D häufig und pRb meist noch funktional. Durch den Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren kommt die Tumorzelle nicht über diesen Punkt hinaus und geht in den Zellzyklusarrest.
In einer aktuellen Ausgabe von Der Gynäkologe wird der Vorgang anschaulich beschrieben: Die Zellzyklusprogression wird von zyklinabhängigen Kinasen (CDK) reguliert. Bei HR-positiven, insbesondere ER-positiven Mammakarzinomen wird verstärkt CDK4/6 exprimiert. CDK4/6-Inhibitoren greifen selektiv und reversibel in den Zellzyklus ein und verhindern den Übergang von der G1- zur S-Phase im Zellzyklus.
Jetzt ist eine neue Therapie in Sicht: Auf dem jährlichen Kongress der American Society of Clincal Oncology in Chicago wurden die Daten der Phase-III-Studie MONALEESA-7 vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine randomisierte, doppelblinde, internationale und Placebo-kontrollierte Studie bei prä- und perimenopausalem Mammakarzinom. Eingeschlossen sind Patientinnen, die HR-positiv, aber HER2-negativ sind.
Untersucht wurden 672 Frauen mit fortgeschrittenem beziehungsweise metastasierendem Tumorgeschehen. Ein CDK4/6-Hemmer, in diesem Fall die Substanz Ribociclib, wurde in Kombination mit Tamoxifen und Goserelin verabreicht. Alternativ gab man Ribociclib mit einem Aromatasehemmer (Letrozol oder Anastrozol) und Goserelin. Der CDK4/6-Hemmer wurde jeweils täglich mit 600 mg dosiert, nach drei Wochen erfolgte eine einwöchige Pause.
Auf dem ASCO-Kongress wurden nun die Überlebensraten unter einem CDK4/6-Hemmer nach dreieinhalb Jahren mit 70 Prozent angegeben. In der Plazebogruppe, die kein Ribociclib erhielt, betrug die Überlebensrate im gleichen Zeitraum nur 46 Prozent.
Die Ergebnisse der Studie könnten in Zukunft die Wahl des CDK4/6-Hemmers bei der Therapie beeinflussen. Dr. Sara Hurvitz, die die Arbeit auf dem ASCO-Kongress vorstellte, sagte dazu auf einer Pressekonferenz: „Ich denke, dass wir als Kliniker diese Arzneistoffe bisher gleichwertig verwendet haben – basierend auf Zuzahlung, Dosierung und Nebenwirkungen. Aber jetzt sind Überlebensvorteile mit einem dieser Stoffe assoziiert und bis wir Ähnliches bei den anderen sehen, könnte das die Art, wie Ärzte vorgehen, beeinflussen.“
Auch ASCO-Experte Harold Burstein, Professor am Dana Faber Cancer Institute in Boston, kommentierte die Studienergebnisse: „Diese Arbeit konzentriert sich auf eine Grupper junger Frauen – Patienten, die von der Wissenschaft historisch vernachlässigt wurden.“ Für ihn sollte die Konsequenz sein, dass Frauen mit HR+/HER2- fortgeschrittenem Mammakarzinom Zugang zu CDK4/6-Inhibitoren wie Ribociclib erhalten.
Außerdem sei die Verträglichkeit gut, wie ein weiterer Experte auf dem ASCO-Kongress berichtete. In den ersten Monaten sind hämatologische Kontrollen und eventuell ein EKG erforderlich. Relevante Infektionen seien sehr selten, die Lebensqualität bliebe unter der Therapie erhalten. Ribociclib in Kombination mit einer Hormontherapie würde nun auch bei HR-positiven/HER2-negativen Patientinnen geprüft, die sich in einem weniger fortgeschrittenem Krankheitsstadium befinden. Eine weitere internationale Studie wird hierfür durchgeführt.
Zusammenfassend kommen Traub et al. zu folgendem Ergebnis: CDK4/6-Inhibitoren werden aufgrund überzeugender Studiendaten in den aktuellen Leitlinien bei HR-positivem/HER2-negativem metastasierendem Mammakarzinom als primär endokrine Therapie empfohlen.
Mit den neuen Ergebnissen der MONALEESA-7-Studie kann dies nur unterstrichen werden.
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