Ärzte verordnen häufig Protonenpumpenhemmer. Mittlerweile sind sogar OTCs verfügbar. Die Präparate haben zahlreiche unerwünschte Folgen. Jetzt fanden Wissenschaftler Hinweise, dass Nierenerkrankungen häufiger auftreten.
Protonenpumpenhemmer (PPI) gehören zu den umsatzstärksten Medikamenten in Deutschland. Allein für Omeprazol wurde die magische Grenze von 500 Millionen Euro längst überschritten. Bei kaum einer Wirkstoffklasse liegen Licht und Schatten derart nahe beieinander: Leiden Patienten an rezidivierenden Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren, greifen Ärzte nur noch selten zum Skalpell, aber umso öfter zum Rezeptblock. PPI stehen andererseits mit vielen Erkrankungen in Zusammenhang, etwa Schenkelhalsfrakturen, Pneumonien, Nahrungsmittelallergien, Enteritiden oder Vitamin-B12-Mangel. Zuletzt sahen Forscher einen Anstieg von Infektionen mit Clostridium difficile speziell bei Kindern. Chronische Nierenerkrankungen treten ebenfalls häufiger auf, fanden amerikanische und australische Wissenschaftler jetzt heraus.
Benjamin Lazarus und Morgan E. Grams haben Daten von 10.473 Personen der „Atherosclerosis Risk in Communities“-Studie ausgewertet. Als Zeitraum wählten sie 14 Jahre. Seit Beginn der Erfassung hatten 322 Teilnehmer PPI eingenommen. Von ihnen erkrankten 56 an chronischem Nierenversagen. Das entspricht 14,2 Fällen auf 1.000 Personenjahre. Ohne diese Pharmakotherapie waren 1.382 von 10.160 Menschen (10,7 Erkrankungen auf 1.000 Personenjahre) betroffen – ein statistisch signifikanter Unterschied. Daten des Versicherungskonzerns Geisinger Health System aus Pennsylvania bestätigten Grams' und Lazarus' Vermutung: Bei 1.921 von 16.900 Personen kam es unter PPI zum chronischen Nierenversagen. Das sind 20,1 Fälle pro 1.000 Personenjahre. Das gleiche Krankheitsbild zeigte sich bei 28.226 von 231.851 Personen ohne PPI-Therapie (18,3 pro 1.000 Personenjahre). Als weiteren Beleg für ihre These fand das Team Dosis-Wirkungs-Beziehungen.
Trotz der umfangreichen Zahlen bleiben einige Punkte offen. Ob tatsächlich PPI ursächlich hinter den Nierenerkrankungen stecken, konnten die Autoren nicht zweifelsfrei sagen. Gerade bei Grunderkrankungen des Skelettsystems spielen nichtsteroidale Antirheumatika eine Rolle – erhielten Patienten vielleicht deshalb PPI? Die veröffentlichte Studie sollte für Ärzte trotzdem Grund genug sein, ihre Verordnungen kritischer zu hinterfragen, vor allem bei der Dauertherapie.