In Teilen Deutschlands wird der Aufenthalt im Freien jetzt zur Qual: denn die Stechmücken vermehren sich in diesem Jahr explosionsartig. Was ihr über Insektenschutzmittel und deren Nebenwirkungen wissen müsst, habe ich hier zusammengestellt.
In manchen Gebieten Deutschlands kann der sommerliche Aufenthalt im Freien schnell unangenehm werden – und zwar nicht nur wegen der Hitze. Das gilt besonders für die Gebiete am südwestlichen Rhein, denn, so absurd es klingt, hier sind zwei Hubschrauber zur Mückenbekämpfung ausgefallen.
Aber nicht nur dort kommen jetzt wieder mehr Kunden in die Apotheken, um sich zu gängigen Insektenschutz-Produkten beraten zu lassen. Welche Wirkstoffe am besten schützen und welche Nebenwirkungen zu beachten sind, habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.
Icaridin gehört zu den chemischen Repellentien, die durch ihren für Insekten unangenehmen Duft den Geruch der menschlichen Haut überdecken. Sie wird so für Stechmücken, Bremsen oder Zecken während der Wirkdauer uninteressant. Bei verschiedenen Tests schnitt einmal Icaridin und einmal DEET besser ab.
Bei der Malaria übertragenden Anopheles-Mücke scheint sich Icaridin besser zu bewähren. Hier muss allerdings öfter nachgesprüht werden. DEET kann eine längere Wirkdauer vorweisen. Icaridin wirkt dafür weder hautirritierend noch sensibilisierend, wenn keine grundsätzliche Intoleranz besteht, und schädigt im Gegensatz zu DEET auch keine Oberflächen mit Leder oder Kunststoff.
Produkte mit Icaridin werden auch schon für Kinder ab zwei Jahren, Schwangere und Stillende angeboten. Liegt jedoch eine Hauterkrankung vor oder sind offene Stellen und Wunden vorhanden, darf es nicht genutzt werden. Auch im Bereich der Schleimhäute oder Augen ist die Anwendung nicht möglich, außerdem sollte der Sprühnebel nicht aspiriert werden.
Beim Einsatz von Icaridin für Menschen treten relativ selten Nebenwirkungen auf, doch scheint der Wirkstoff für die Umwelt trotzdem nicht ungefährlich zu sein. Eine Studie zeigte, dass es zum Beispiel für die Larven von Schwanzlurchen toxisch wirkt. Wer also gerne am Baggersee badet, sollte sich überlegen, ob er nicht lieber auf ein anderes Mittel zurückgreift.
Wer in Malariagebiete reist, dem wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einem Repellent mit dem Wirkstoff DEET geraten. Es zählt zu den wirksamsten Abwehrmitteln, dessen Wirkung mit bis zu acht Stunden auch am längsten anhält. Es ist jedoch umstritten, da DEET die Haut penetriert und so in den Blutkreislauf gerät. Innerhalb von zwölf Stunden wird es zwar über die Niere wieder ausgeschieden, bis dahin können empfindliche Personen jedoch unter den Nebenwirkungen leiden.
Sehr selten kam es zu Krampfanfällen, Schlafstörungen und Gemütsschwankungen. Häufiger sind Hautreaktionen und Parästhesien zu beobachten. Diese werden vor allem bei wiederholter Anwendung an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen oder bei Produkten mit extrem hoher Wirkstoffkonzentration (über fünfzig Prozent) beobachtet.
Besonders häufig treten die genannten Schwierigkeiten auf, wenn gleichzeitig Sonnenschutzmittel mit chemischem Filter verwendet werden. Der UV-Schutz wird durch den Einsatz von DEET abgeschwächt und gleichzeitig gelangt mehr von diesem Wirkstoff über die Haut in den Körper.
Von Produkten mit diesem Wirkstoff sollte abgeraten werden, wenn Hautpflegemittel verwendet werden, die Harnstoff oder Salicylsäure enthalten. Beide Wirkstoffe verbessern die Penetration und finden sich häufig in Hautpflegeprodukten gegen trockene Haut.
Aufgrund dieser möglichen Nebenwirkungen sollte DEET bei Kindern erst ab 3 Jahren genutzt werden und auch dann nicht großflächig. Schwangere und Stillende sollten hingegen die meisten Produkte nicht anwenden, hier ist Icaridin sicherlich die bessere Wahl. Auch hier müssen Augen, Schleimhäute oder anderweitig irritierte Haut ausgespart und einer Inhalation des Sprühnebels vorgebeugt werden.
Auch wenn das Ursprungsprodukt aus einem Extrakt besteht, der als pflanzliche Alternative zu den chemischen Repellentien aus dem ätherischen Öl des Eucalyptus maculate citriodon gewonnen wird, ist PMD nicht natürlich. Es wird für Insektenschutzmittel chemisch hergestellt, ist aufgrund der guten Verträglichkeit aber bereits für Kleinkinder ab einem Jahr anwendbar.
Studien legen eine gute Stechmückenabwehr nahe, doch die Effektivität von DEET oder Icaridin wird durch PMD nicht erreicht. Wer hier allerdings allergisch reagiert, hat mit PMD eine wirksame Alternative. Wie die anderen Sprays auch ist eine Anwendung nur auf gesunder Haut und nicht im Bereich der Augen oder Schleimhäute anzuraten. PMD hat allerdings durchaus ein Allergisierungspotenzial.
Der Wirkstoff EBAAP ist in seiner Wirkung gegen Stechmücken nicht mit DEET oder Icaridin vergleichbar und wahrscheinlich auch kürzer wirksam. Ein solches Produkt sollte nach bereits drei Stunden frisch aufgetragen werden. Auf Bienen, Wespen oder Sandflöhe wirkt IR3535 zusätzlich abschreckend, was als großes Plus dieses Wirkstoffes gewertet werden muss.
Da es bisher trotz der langen Verwendung auf dem Markt keine Berichte über Nebenwirkungen gab, sind einige Produkte sogar für Säuglinge ab dem zweiten Lebensmonat erhältlich.
Ätherische Öle und Fettsäuren werden besonders von Kunden bevorzugt, die entweder allergisch auf die genannten Produkte reagieren oder nur Natürliches auf die Haut einwirken lassen möchte. Die großen Nachteile von ätherischen Ölen sind deren allergenes Potential und die Flüchtigkeit.
Manche Wirkstoffe – wie beispielsweise das Citridiol, das natürliche PMD – sind durchaus wirksam getestet. Trotzdem lässt die Hautverträglichkeit oft immer mehr nach, je häufiger ein solches Produkt angewandt wird. Aufgrund der Flüchtigkeit müssen diese Wirkstoffe bereits nach zwei bis drei Stunden erneut aufgetragen werden. Sie sind deswegen nicht als tropentauglich eingestuft.
Capryl- und Laurinsäuren sind dermatologisch sehr gut verträglich, aber in ihrer Wirkung den chemischen Wirkstoffen nicht ebenbürtig. Bei Babys und Kleinkindern können sie verwendet werden, es sollten aber zusätzliche mechanische Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um wirksam vor Insektenstichen zu schützen.
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