Das Migränemittel Flunarizin könnte in Zukunft als Arznei gegen Hepatitis C eingesetzt werden. In einer Reihe von Medikamententests hatte sich Flunarizin als wirksam gegen einen Genotyp der Viren erwiesen. Es verhinderte die Verschmelzung von Virus und Wirtzelle.
Ionenkanäle spielen eine wichtige Rolle bei der Infektion der einzelnen Leberzellen mit den unterschiedlichen Hepatitis-C-Virusstämmen. HCV sind sehr variabel und Wissenschaftler unterscheiden derzeit sieben unterschiedliche Genotypen mit wiederum diversen Subtypen – die sich mit leicht unterschiedlichen Mechanismen ihren Platz in der menschlichen Leber sichern. 23 Medikamente, die für unterschiedlichste Krankheiten zugelassen und erprobt sind, haben Paula Perin, Wissenschaftlerin am Institut für Experimentelle Virologie, und ihre Kollegen getestet. Die Idee war, Wirkstoffe zu prüfen, die bereits zugelassen sind, um Entwicklungskosten zu sparen und somit schneller und kostengünstiger zu neuen Wirkstoffen gegen HCV zu gelangen. Und sie haben mit dieser Strategie das Migränemedikament Flunarizin als Wirkstoff gegen einen Genotyp von HCV identifiziert. „Flunarizin bremst HC-Viren vom Genotyp II, während des Viruseintritts“, hat die Wissenschaftlerin beobachtet. „Wenn die Membran des Virus und der Wirtszelle miteinander verschmelzen, stört das Migränemedikament diese Verschmelzung und verhindert so, dass die Viren in die Leberzelle hineingelangen.“ HCV-infizierte Zellen: An den grünen Fetttröpfchen werden die Viren zusammengebaut. © TWINCORE/ Pietschmann Obwohl der Wirkstoff nur einen von sieben Genotypen am Eintritt in die Zellen hindert, ist die Suche ein Erfolg. Immerhin sind etwa 16 Millionen Patienten mit diesem Virusgenotypen infiziert und vor allem, „können wir nun mit Kooperationspartnern versuchen, den Wirkstoff leicht zu verändern, sodass er auch gegen andere Genotypen eingesetzt werden kann“, sagt Thomas Pietschmann, Leiter des Instituts. „Darin liegt durchaus das Potenzial für eine kostengünstige Strategie gegen HCV – und nebenbei hat unser Team noch grundlegende Fragen zum Viruseintritt in die Zelle beantworten können." Originalpublikation: