Hausärzte sind häufig die erste Anlaufstelle für Patienten, wenn es um das Burnout-Syndrom geht. Wie sollte man als Arzt reagieren? Eine Allgemeinärztin teilt ihre Erfahrungen mit uns.
Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. So lautet der ICD-10-Code für den Zustand, der von manchen als Modekrankheit bezeichnet wird. Tatsächlich ist das Burnout-Syndrom mehr als das. Seit diesem Jahr ist Burnout von der WHO als Krankheit anerkannt. In der nächsten ICD-11-Klassifikation wird diese Änderung berücksichtigt.
Meist wird über das Burnout-Syndrom aus der Sicht von Betroffenen berichtet. Wie begegnet man aber als Arzt dieser Krankheit? „Als Hausarzt hat man immer mal wieder Patienten mit Burnout“, erzählt eine Allgemeinärztin mit eigener Praxis in Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit DocCheck. Zu bestimmten Jahreszeiten komme sie öfter mit Betroffenen in Kontakt als sonst, das sei besonders vor Weihnachten der Fall. „Manche Patienten, gefühlt eher Frauen, kommen direkt damit, dass sie selbst das Gefühl haben, einen Burnout zu haben. Bei Männern geht es häufig eher mit körperlichen Symptomen einher.“ Dazu zählen unter anderem Hyperventilationen, Palpitationen, Panikattacken bzw. unerklärliche körperliche Symptome, die trotz Diagnostik nicht zuzuordnen sind.
Wie reagiert man als Hausarzt, sobald man den Eindruck gewinnt, dass sich eine Burnout-Erkrankung anbahnt? Wenn unsere Ärztin das Gefühl hat, ein Patient könnte in Richtung Burnout abdriften, versucht sie, diese Tendenz frühzeitig zur Sprache zu bringen. Sie erwähnt hier eine Herangehensweise, mit der sie gute Erfahrungen gemacht hat.
„Gerade wenn bei Männern die ersten körperlichen Symptome aufkommen, kann man es manchmal am Beispiel eines Teekessels erklären“, sagt die Hausärztin. Denn ein Teekessel pfeift und wenn man dann nicht den Druck rausnimmt, platzt er. „Das fällt Männern häufig einfacher, um dann einzusehen, dass wirklich mal ein Gang zurückgeschaltet werden muss. Frauen haben oft genug ihre eigene Ressourcen-Knappheit besser im Blick.“
Im besten Fall erkennt entweder der Patient selbst oder der Arzt das Problem schon früh genug, bevor ein derart hoher Belastungsgrad erreicht ist, der einen längeren Arbeitsaufsall notwendig macht. Wenn das gelingt, spricht unsere Ärztin von einem Erfolgserlebnis. „Ob es nun eine Reha oder eine Mutter-Kind-Kur ist – wenn ich es schaffe, Patienten zu solchen Maßnahmen zu motivieren, solange der Burnout noch nicht gänzlich ausgebrochen ist, ist das eine positive Sache.“
Auch hier versucht die Medizinerin, ihrem Gegenüber die Situation anhand eines Bildes begreiflich zu machen: „Wenn ein Krug gebrochen ist, kann ich ihn kleben. Aber er wird nie wieder so sein wie vorher. Damit klappt es oft besser, den Patienten zu erklären, dass wir jetzt tätig werden müssen.“ Das reiche aus ihrer Erfahrung oft schon, um den Übergang in die komplette Erschöpfungsdepression zu verhindern.
Nach einer absolvierten Reha oder Therapie müsse man als Arzt aufmerksam bleiben, betont sie. Es sei wichtig, im Gespräch zu bleiben und den Patienten immer wieder zu motivieren, das in der Reha Gelernte auch tatsächlich umzusetzen. „Leider sehe ich es bei den ‚kompletten Burnouts‘ bzw. Erschöpfungsdepressionen häufig, dass die Leistungsfähigkeit danach dauerhaft eingeschränkt ist bzw. es zu Rezidiven kommt.“ Frühzeitig auf solche Situationen einzugehen, sei deshalb essenziell. „Damit habe ich das Gefühl, dass deutlich weniger schlimme Verläufe eintreten.“
Alle Informationen zum Burnout-Syndrom wurden kürzlich in einem ausführlichen Flexion-Artikel übersichtlich zusammengefasst, den du hier nachlesen kannst.
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