Nehmen Frauen die „Pille“ trotz einer unbemerkten Schwangerschaft weiter ein, drohen ihren Kindern nicht mehr Fehlbildungen als in einer Vergleichsgruppe. Damit bestätigen Wissenschaftler ältere Studien mit ähnlichem Resultat.
„Schwanger und mehrere Wochen lang die Pille genommen – was tun?“ Für Apotheker sind derartige Fragen im Handverkauf nicht selten. Obwohl orale Kontrazeptiva mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 vergleichsweise sicher sind, werden einige Frauen aufgrund von Wechselwirkungen, Krankheiten oder Einnahmefehlern schwanger.
Der sogenannte „Quickstart“ kommt als Risikofaktor erschwerend mit hinzu. In vielen Ländern, etwa in Großbritannien oder in den USA, erhalten Frauen nach Gabe einer Notfallkontrazeption sofort hormonelle Verhütungsmittel. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) sowie das Center for Drug Evaluation and Research befürchten, dass Ulipristal durch hormonelle Kontrazeptiva an Wirkung verliert. Werdende Mütter sorgen sich über mögliche Fehlbildungen beim ungeborenen Kind. Dabei gaben Forscher schon im Rahmen älterer Untersuchungen Entwarnung. Jetzt bestätigen neue, methodisch hochwertige Daten diese Einschätzung.
Als Basis dienten dänischen Patientenregister. Brittany Charlton von der Harvard Chan School of Public Health in Boston wertete Daten zu 880.694 lebend Geborenen aus. Die Fakten: Bei 22.013 Kindern (2,5 Prozent) diagnostizierten Ärzte im ersten Jahr schwerwiegende Geburtsdefekte. Insgesamt hatten 611.007 (69 Prozent) aller Mütter die orale Kontrazeption mehr als drei Monate vor der Schwangerschaft abgesetzt. Bei 183.963 Frauen (21 Prozent) lag der Zeitpunkt weniger als drei Monate zurück. Die Prävalenz schwerer Geburtsdefekten schwankte zwischen 24,8 und 25,1 Fälle auf 1.000 Niederkünfte ohne klaren Trend. Nach der Korrektur bekannter Risikofaktoren hatten Frauen, die bis zu drei Monate vor Beginn ihrer Schwangerschaft hormonelle Kontrazeptiva nahmen, sogar das geringere Risiko im Vergleich zur Gruppe ganz ohne Pille. Hier ist es Charlton nicht gelungen, einen möglichen Bias zu korrigieren. Übergewichtige Patientinnen nehmen Präparate wegen des Thromboserisikos seltener ein. Gleichzeitig gilt Adipositas als Risikofaktor für Fehlbildungen. Jenseits möglicher Verzerrungen bleibt Brittany Charltons Fazit: Hormonelle Kontrazeptiva gefährden das ungeborene Leben nach aktuellem Kenntnisstand nicht.