Eine Mukormykose zu diagnostizieren ist schwierig. Viele Patienten sterben an der invasiven Pilzerkrankung. Das soll sich mit einer neuen Richtlinie jetzt ändern.
In Abstimmung mit 74 Wissenschaftlern aus 33 Ländern wurde eine einheitliche, weltweit verbindliche Diagnose- und Behandlungsrichtlinie für die seltene Krankheit Mukormykose entwickelt. Fachgesellschaften aus 53 Ländern haben die Richtlinie angenommen. Sie ist in dieser Form eine der ersten weltweit abgestimmten Behandlungs-Guidelines überhaupt ist und wurde im Fachblatt „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Mukormykose ist eine schwer zu diagnostizierende seltene Pilzerkrankung. Von einer Million Menschen erkrankt eine Person im Jahr an Mukormykose, die mit einer Rate von 50 bis 70 Prozent eine sehr hohe Sterblichkeit aufweist: Nachweislich verlieren derzeit mehr als 3.500 Menschen im Jahr ihr Leben, die Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle ist hoch. Mukormykose wird durch das Einatmen der Sporen von bestimmten Schimmelpilzen oder deren Eindringen über eine Hautverletzung verursacht. Betroffen sind vor allem Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus sowie immungeschwächte Patienten.
Maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war Prof. Oliver Cornely, Leiter des Europäischen Exzellenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen an der Universitätsmedizin Köln. Er erklärt, dass der Pilzbefall innerhalb weniger Stunden einen starken Gewebezerfall verursachen kann: „Mukormykose kann fortschreitend die Nasennebenhöhlen zerstören und die Knochen, das Auge und die Hirnhaut infiltrieren. Wenn einmal das Zentralnervensystem infiziert ist, führt der weitere Verlauf in der Regel zum Tod.“
Aufgrund der relativen Seltenheit von 1 zu 1.000.000 gab es bislang kein abgestimmtes Diagnose- und Behandlungsprozedere. Dabei ist eine schnelle Diagnose und medizinische Behandlung überlebenswichtig, so der Wissenschaftler und Arzt. Innerhalb einer Woche verdoppelt sich ohne Behandlung die Sterblichkeit bei Mukormykose. „Es muss umgehend eine Operation durchgeführt und eine intravenöse Anti-Pilz-Therapie eingeleitet werden, um die Ausbreitung so schnell wie möglich zu unterbinden“, so Cornely.
Mit der Richtlinie für Mukormykose ist Cornely ein entscheidender Erfolg gelungen: „An einem Spitzenstandort wie der Universitätsmedizin Köln arbeiten Forschende und Mediziner in der Uniklinik und Medizinischen Fakultät bei invasiven Pilzinfektionen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen: So ist neben der Mikrobiologie, Pathologie und Radiologie, der Infektiologie und Chirurgie oftmals auch die Hämatologie sowie Intensivmedizin, fallspezifisch auch Dermatologie und Pharmakologie involviert. Dieses komplexe Behandlungsmanagement gilt es in einer weltweit greifenden Empfehlung auf die regionalen Behandlungsoptionen herunterzubrechen.“
Cornely holte Kollegen aus sehr unterschiedlichen Gesundheitssystemen mit ins Boot und stimmte sich mit ihnen ab. Finalisiert wurden die Empfehlungen in Köln innerhalb eines Jahres. Die jetzt publizierten, leicht zugänglichen Anleitungen sollen Leben retten. „Wir sind davon überzeugt, die Sterblichkeit bei Mukormykosen mit den Richtlinien gezielt senken zu können“, sagt Cornely.
Weitere Richtlinien befinden sich in der Abstimmung. Zudem arbeitet die Arbeitsgruppe Cornely an der Entwicklung und weltweiten Einführung neuer molekularer Techniken für die Diagnose der Pilzkrankheit sowie an der Entwicklung innovativer Medikamente gegen invasive Pilzerkrankungen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Uniklinik Köln. Die globale Guideline findest du hier.
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