Ein Patient kommt kaum noch die Treppen hoch, weil er so schlecht Luft bekommt. Das Aufspüren der Ursache ist eine detektivische Meisterleistung.
Seit drei Monaten fühlt sich der Mann nun schon krank. Weil er ständig müde ist und immer schlechter Luft bekommt, stellt er sich schließlich bei seinem Hausarzt vor. Der diagnostiziert eine Infektion der unteren Atemwege. Zunächst bessern sich die Symptome im Zuge einer ersten Behandlung. Doch dann kehren sie schlimmer als je zuvor zurück.
„Die Treppen hoch ins Schlafzimmer zu gehen, hat mich 30 Minuten gekostet. Ich konnte nur zwei Stufen nehmen, bevor ich mich hinsetzen und ausruhen musste“, erklärt der 43-jährige Patient gegenüber CNN. Der Nichtraucher war bis zum Einsetzen der Symptome völlig gesund, klagte in der Vergangenheit nur ab und zu über leichten Tinnitus und Ischialgie.
Ein Thorax-Röntgen ist laut des Radiologen normal. Doch der behandelnde Hausarzt zweifelt an dieser Aussage und holt sich Rat bei einem Lungenfacharzt. Dieser telefoniert mit dem Patienten, um mehr über die Krankheitsgeschichte zu erfahren. Der Facharzt ist schockiert, denn der Patient klinge „alarmierend tachypnoisch“. Das sei für so einen jungen Patienten äußerst ungewöhnlich. In der Klinik soll der Patient weiter untersucht werden.
Zu den Verdachtsdiagnosen gehören neben einer Sarkoidose auch andere entzündliche Lungenerkrankungen wie kryptogen organisierte Pneumonie, eosinophile Pneumonie und pulmonale Vaskulitis. Die CT-Scans sind dafür aber untypisch. Anhand der Blutwerte schließt der Arzt eine Vaskulitis aus. Was bei einer serologischen Blutuntersuchung allerdings auffällt: Erhöhte Antikörperwerte gegen Vogelproteine (Wellensittich 80,6 mg/L, Taube 46,3 mg/L und Papagei 67,8 mg/L; Referenzwert <25 mg/L). Vermutlich ist eine exogen-allergische Alveolitis der Grund für seine Symptome. Bei der sogenannten Vogelhalterlunge führen tierische Proteine zu einer entzündlichen Reaktion des Lungengewebes. Bei andauerndem Allergenkontakt kann das Lungengewebe stark beschädigt oder zerstört werden.
Doch woher die Allergene stammen, kann sich der Patient nicht erklären. Er halte zu Hause zwar Hunde und Katzen, aber keine Vögel. Auch im Job und in der Freizeit habe er keinen Kontakt zu Vögeln. Könnten Tauben unbemerkt im Dachboden nisten? Auch das scheint nicht der Fall zu sein. Der Lungenfacharzt lässt nicht locker und bohrt weiter nach. Das zahlt sich schließlich aus, denn er findet die Ursache für die allergische Reaktion: Der Patient und seine Frau haben kürzlich ihre synthetische Bettwäsche gegen neue Bettwäsche aus echten Daunen getauscht.
Damit ist klar, was zu tun ist. Sofort rät ihm der Arzt, seine Bettwäsche auszutauschen. Immerhin ist die möglichst strikte Allergenkarenz bei der exogen-allergischer Alveolitis Grundstein jeder Therapie. Zusätzlich verschreibt er ihm das Glucocorticoid Prednisolon. Damit bessern sich die Symptome schon innerhalb eines Monats und nach sechs Monaten ist der Patient völlig symptomfrei.
Textquelle: Feather duvet lung. BMJ Case ReportsBildquelle: Valery, unsplash