Die Größe der durch einen Dickdarmkrebs gebildeten Lebermetastase ist entscheidend, ob von dieser Metastase Tumorzellen in die Blutbahn gestreut werden. Das würde für eine engmaschige Überwachung und eine eventuelle Chemotherapie nach der Operation sprechen.
Metastasen bilden die Todesursache Nummer eins beim Dickdarmkrebs. Das Verständnis der metastatischen Aktivität von Metastasen und welche Patienten ein hohes Risiko für die Verbreitung von Tumorzellen haben können, hat daher maßgeblichen Einfluss auf die individualisierte Krebsbehandlung in der Zukunft. Durch Blutentnahmen während der Operation konnten die Dresdner Ärzte unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Dr. Jürgen Weitz in Kooperation mit Heidelberger Kollegen in ihrer aktuellen Studie bei über 100 Patienten die Anzahl von frei zirkulierenden Tumorzellen vor und nach dem Durchfluss der Leber in Pfortader und Lebervene ermitteln. So konnten sie aufzeigen, dass die Lebermetastasen selbst intakte Tumorzellen freisetzen, die ihrerseits auch Fähigkeiten einer metastasierenden Tumorzelle besitzen, und somit möglicherweise zur weiteren Metastasierung des ursprünglichen Darmkrebses beitragen können. Dabei entdeckten die Wissenschaftler auch einen Zusammenhang zwischen der Größe der Metastasen und dem Nachweis freigesetzter Tumorzellen.
„Das spricht in unseren Augen für eine stärkere postoperative Überwachung von Patienten mit großen Lebermetastasen sowie – wegen des besonders hohen Risikos einer weiteren Streuung – gegebenenfalls für eine postoperative Chemotherapie“, unterstreicht Privatdozent Dr. Nuh Rahbari, Erstautor der Studie. Die Forscher planen deshalb weitere Folgestudien dazu, um einen Nachweis für den Vorteil von postoperativen Chemotherapien bei großen Lebertumoren zu erbringen und um zu untersuchen, ob bestimmte Operationstechniken das Risiko für weitere Metastasen bei diesen Patienten senken können. Originalpublikation: Metastatic Spread Emerging from Liver Metastases of Colorectal Cancer – Does the Seed Leave the Soil Again? Nuh Rahbari et al.; Annals of Surgery; doi: 10.1097/SLA.0000000000001341; 2015