Die Häufung einer seltenen Tumorerkankung in zwei US-Städten stellt Mediziner vor ein Rätsel. Über 50 Menschen erkrankten an einem Aderhautmelanom. Ein spannendes Detail: Der Großteil der Patienten besuchte die gleiche Universität. Die Ursache ist bislang unbekannt.
Das Aderhautmelanom ist zwar der häufigste direkt das Auge betreffende Tumor. Mit einer Inzidenz von 1:100.000 zählt es aber dennoch zu den seltenen Krebserkrankungen. Die Prognose ist aufgrund seiner oft schnellen hämatogenen Metastasierung sehr ungünstig. Das höchste Erkrankungsrisiko besteht zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr. Eine Häufung der Fälle in den USA gibt Epidemiologen derzeit Rätsel auf: Betroffen sind die beiden Städte Huntersville, North Carolina und Auburn, Alabama. Dort wurden inzwischen mehr als 50 Fälle dieser Krebserkrankung bekannt. Mindestens 38 Patienten sollen die Auburn University zwischen den Jahren 1983 und 2001 besucht haben. Vier starben an der Erkrankung. In Huntersville erkrankten in den letzten Jahren 23 Personen, darunter viele junge Frauen.
Das Aderhautmelanom entwickelt sich in der Choroidea aus entarteten Melanozyten. Durch eine dunkle Pigmentierung kann der Tumor im betroffenen Auge unter Umständen sichtbar sein, doch häufig wird er erst bei der augenärztlichen Routineuntersuchung festgestellt. Zu den Symptomen zählen das Nachlassen der Sehkraft und Diplopie. Als eine der ersten Patienten aus der Auburn-Gruppe wurde im Jahr 2001 die damals 31-jährige Allyson Allred mit dem Aderhautmelanom diagnostiziert, elf Jahre nach ihrem Abschluss an der Auburn University. Erst kürzlich unterzog sie sich einer Bestrahlung zur Behandlung von Hirnmetastasen. Gegenüber CNN erklärt sie: „Ich erzählte meinem Arzt, dass zwei meiner Freunde an dem gleichen Tumor erkrankt waren. Da realisierten die Ärzte, dass es ein Muster geben muss und begannen es näher zu untersuchen.“
„Wir arbeiten eng mit der Stadt Auburn, den Betroffenen und Ärzten zusammen“, erklärt Justin George, Krebsepidemiologie am Alabama Department of Public Health. „Wir werden alle eingereichten Fälle dahingehend überprüfen, ob bei den Betroffenen tatsächlich ein Aderhautmelanom vorliegt und die Ursache ausfindig machen.“ Hellhäutige Menschen und bestimmte Berufsgruppen wie Köche und Metallarbeiter sind laut einer Studie häufiger vom Aderhautmelanom betroffen. Die genauen Gründe sind aber nicht bekannt. Laut George könne man in den aktuellen Fällen noch keine gemeinsame Ursache für die lokale Häufung der Erkrankungen ausmachen. Auch in Huntersville konnte man laut offizieller Untersuchungen noch kein Muster finden.