Eine Droge erobert Deutschland: In den letzten Wochen haben Zollbeamte rund 450 Kilogramm Khatblätter am Flughafen München sichergestellt. Inhaltsstoffe des Strauches führen zur psychischen Abhängigkeit. Mit dem Schmuggel versuchen Warlords, ihre Kriegskassen zu füllen.
Heiße Ware: Reisende aus Ägypten versuchen häufig, Khat in die Europäische Union einzuführen. Hauptanbaugebiete sind Kenia, Oman, der Jemen und Äthiopien. Von dort geht es weiter nach Nordafrika und in die EU. Wie das Hauptzollamt München jetzt berichtet, befanden sich in einzelnen Gepäckstücken zwischen 35 und 45 Kilogramm Khat. Zöllnern gelang es, etwa 450 Kilogramm Pflanzenmaterial zu beschlagnahmen. Mehrere Strafverfahren wurden eingeleitet. Die Einfuhr, der Besitz und der Handel sind bei uns verboten. Beschlagnahmte Khat-Blätter. Foto: Zoll München / Pressebild
In afrikanischen Ländern erfreut sich Kath (Catha edulis) als Alltagsdroge großer Beliebtheit. Botanisch gehört der Strauch zu den Spindelbaumgewächsen (Celastraceae). Kathblätter werden im Mund zerkaut und dabei aufgeschlossen. Über die Mundschleimhaut gelangt Cathin, ein Amphetamin, in unseren Körper. Weitere Wirkstoffe sind die Amphetamin-Derivate Norephedrin und Cathinon. In Kombination wirken die Naturstoffe stimulierend, lokalanästhetisierend und anorektisch. Sie führen zur psychischen, aber nicht zur physischen Abhängigkeit. Der Konsum größerer Mengen zieht Benommenheit, gastrointestinale oder kardiovaskulären Störungen nach sich. Langfristig kommt es zu Schlafstörungen, Impotenz, koronaren Herzerkrankungen und zu Krebs. Forscher führen Karzinome des Mundes, der Zunge sowie der Speiseröhre nicht per se auf Kath zurück. Vielmehr scheint es sich um Effekte unsachgemäß eingesetzter Pestizide zu handeln.
Mit gesundheitlichen Folgen ist es nicht getan. Regierungen und Söldner auf beiden Seiten des Roten Meeres versuchen, den Handel unter ihre Kontrolle zu bringen. Im Jemen sehen al-Qaida-nahe Ansar al-Scharia-Milizen die Pflanze als veritable Einkommensquelle, im Süden Somalias sind islamistische al-Shabab-Milizen am Umsatz beteiligt. Gelder aus dem Kathschmuggel helfen etlichen Warlords, sich mit Waffen zu versorgen. Damit nicht genug: Immer häufiger steigen Bauern von Getreide, Obst und Gemüse in den Kat-Anbau um. Lebensmittel müssen importiert werden, und Versorgungsengpässe drohen. Durch konsequente Überprüfungen will der deutsche Zoll hier intervenieren.