Eine typische Reaktion auf die Mitteilung einer gravierenden Diagnose ist die akute Belastungsreaktion.1 Diese gleicht einer Schockreaktion, in der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Betroffenen möglicherweise nur noch eingeschränkt funktionieren.1
In einer solchen Situation ist es vermutlich sinnlos, über weitere Maßnahmen aufzuklären. Denn die Betroffenen sind wahrscheinlich nicht in der Lage, zuzuhören. Als mögliche Intervention bieten sich hier folgende Maßnahmen an:1
Hilfreich ist es, wenn an der Diagnoseeröffnung alle Personen teilnehmen, die bei der weiteren Versorgung des Patienten involviert sein werden. Insbesondere bei einer chronischen Krankheit müssen beide Elternteile an dem Gespräch teilnehmen. Auch weitere Verwandte (z. B. Großeltern oder Geschwister) können unter Umständen einbezogen werden.2
SPIKES: Leitfaden für schwierige Gespräche Als Leitfaden für Ärzte zur Durchführung schwieriger Gespräche bzw. zur Überbringung schlechter Nachrichten bietet sich das SPIKES-Protokoll an.3 Darin werden sechs Schritte aufgeführt, die bei der Mitteilung schlechter Nachrichten zu beachten sind. Mehr Informationen dazu finden Sie hier:
SPIKES: 6 Schritte für das Gespräch zur Überbringung von schlechten Nachrichten:3
Setting: Gesprächsrahmen herstellen (Störungen vermeiden, Bezugsperson mit einbestellen etc.)Perception: Wahrnehmung/Informationsstand des Patienten/der Eltern einschätzen (Was weiß der Patient über seine Erkrankung?)Invitation: Einschätzen der Bereitschaft, die „schlechte Nachricht“ aufzunehmenKnowledge: Ankündigung und Mitteilung der relevanten InformationenEmpathy: Emotionen des Patienten/der Eltern beachten und auf diese eingehen (Mitgefühl, emotionale Unterstützung etc.)Strategy and summary: Zusammenfassen und weiteres Vorgehen besprechen
Nach dem SPIKES-Protokoll stehen die folgenden vier Ziele im Fokus des Gesprächs:
1. Sammeln von Informationen über den aktuellen Wissenstand des Patienten/der Eltern
2. Mitteilen der medizinischen Fakten in Abhängigkeit von den Patientenbedürfnissen/Bedürfnissen der Eltern
3. Signalisieren von Unterstützung
4. Entwicklung eines Behandlungsplanes
Quellen:
1. Rohde A, Dorn A. Gynäkologische Psychosomatik und Gynäkopsychiatrie. Das Lehrbuch. Stuttgart: Schattauer (2007)
2. Burgard P, Lindner, M. Diagnoseeröffnung. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166:343–353
3. Baile WF, et al. SPIKES—A Six-Step Protocol for Delivering Bad News: Application to the Patient with Cancer. The Oncologist 2000; 5: 302-311
Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/sunset-love-sun-desert-105952