Parasiten stellen Apotheker vor Herausforderungen. Halten sich Kunden nicht an Ratschläge, bleiben Blutsauger quietschlebendig zurück. Doch Hilfe naht: Ein neuer Kamm bekämpft Kopfläuse rein physikalisch mit kaltem Plasma. Erste Tests verliefen vielversprechend.
Einsatz für Apotheker: In nahezu allen Flüchtlingsunterkünften leben Menschen auf engstem Raum. Schlechte hygienische Verhältnisse kommen mit hinzu. Kein Wunder, dass parasitäre Erkrankungen wie Skabies oder Kopfläuse auftreten. Leiden Menschen unter Krätze, haben sich Topika mit Benzylbenzoat oder Permethrin bewährt. Oral anzuwendende Pharmaka auf Basis von Ivermectin, die in Deutschland nicht erhältlich sind, können über Paragraph 79 Arzneimittelgesetz importiert werden. Bleibt noch, Kopfläuse zu bekämpfen.
Die etablierten Methoden: Um alle Kopfläuse inklusive noch schlüpfender Nachkommen zu entfernen, muss das Haar drei bis vier Wochen lang zwei Mal pro Woche mit Läusekämmen bearbeitet werden. Dimethicone wirken rein physikalisch. Sie überziehen Parasiten mit einem Ölfilm, was letztlich zu deren Ersticken führt. Auf Läuseeier wirken die Verbindungen ganz unterschiedlich, hat eine Studie gezeigt. Bleibt noch, Chemikalien einzusetzen, die neurotoxisch auf Läuse wirken. Dazu gehören Allethrin, Malathion, Permethrin oder Piperonylbutoxid. Ivermectin zeigt topisch und systemisch Effekte. Nebenwirkungen sind bei allen chemischen Stoffen möglich, wenn auch selten.
Die Situation bleibt unbefriedigend. Deshalb haben Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) nach Lösungen gesucht. Sie entdeckten, dass kaltes Atmosphärendruckplasma Blutsauger zuverlässig abtötet. Auf der letzten MEDICA haben sie einen Hightech-Läusekamm vorgestellt. Ihr batteriebetriebenes Tool basiert auf einem Hochspannungsgenerator. Zwischen einzelnen Kammzinken wird Luft ionisiert. Kaltes Plasma tötet alle Läuse sowie deren Nissen zuverlässig ab, ohne Kopfhaut oder Haare zu schädigen. Innerhalb eines Tages ist der Spuk vorbei – Wirksamkeits- und Sicherheitstests verliefen erfolgreich. Von der innovativen Methode profitieren Patienten mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Allergien. Jetzt planen die Forscher, ihren Plasmakamm als Kleinserie zu produzieren.