Der Vorhofseptumdefekt gehört zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Am Deutschen Herzzentrum wurde einem Patienten jetzt erstmals ein neuartiger Okkluder eingesetzt. Er hat einen besonderen Vorteil.
Bei einem Vorhofseptumdefekt oder Atrium-Septum-Defekt (ASD) ist die Herzscheidewand zwischen den Vorhöfen (Septum interatriale) nicht vollständig verschlossen. Er gehört zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern.
In den meisten Fällen können ASD heute schonend über Herzkatheter verschlossen werden, eine Operation am offenen Herzen ist dann nicht mehr nötig. Dabei wird ein Okkluder über die Blutgefäße bis in den Herzvorhof geschoben und an beiden Seiten des Lochs aufgespannt.
Nach diesem schonenden und risikoarmen Eingriff wächst der Okkluder ein und ermöglicht eine meist uneingeschränkte Lebensqualität und -erwartung.
Zum ersten Mal in Europa wurde nun am Deutschen Herzzentrum Berlin ein neuartiger Okkluder eingesetzt. Wie die bisher eingesetzten Schirme besteht auch das Gerüst dieses Modells aus einer speziellen formstabilen und gleichzeitig weichen Metalllegierung. Der Unterschied: Die Maschen des Geflechts sind wesentlich weiter, die dabei entstehenden Zwischenräume werden mit einer Kunststoffmembran verschlossen.
„Der Okkluder wird durch dieses neue Konstruktionsprinzip insgesamt weicher und flexibler, er passt sich dem umliegenden Gewebe also noch besser an, kann damit sehr gut einheilen und wird aufgrund des geringeren Metallanteils auch in seltenen Fällen einer Metall-Unverträglichkeit besser aufgenommen“, erläutert Kinderkardiologe Prof. Stephan Schubert, Oberarzt und Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik für Angeborene Herzfehler der Kinderkardiologie am DHZB.
Das neue System stammt aus den USA, wurde dort bereits rund hundertmal erfolgreich eingesetzt und hat Ende 2019 auch die EU-Zulassung erhalten. Am Montag haben Professor Schubert und sein Team den „Cardioform Occluder“ den ersten vier Patienten im Alter von drei bis 17 Jahren implantiert. Die Eingriffe dauerten jeweils nur etwa eine Stunde und verliefen ohne Komplikationen.
Bei einer dieser ersten Patienten kam ein weiterer großer Vorteil des neuen Implantats zum Tragen: Bei der vierjährigen Emilia aus Berlin lag der ASD sehr nahe an der Mündung der Aorta. Ein herkömmlicher Schirm aus engmaschigem Metallgewebe hätte hier womöglich nicht eingesetzt werden können, da er langfristig die Aortenwand hätte verletzen können.
Beim neuen Cardioform Occluder besteht diese Gefahr nicht. Eine Operation am offenen Herzen blieb Emilia damit erspart. Schon am übernächsten Morgen nach dem Katheter-Eingriff konnte sie das DHZB beschwerdefrei verlassen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Herzzentrums Berlin
Bildquelle: Alex Litvin, Unsplash