Patienten mit kolorektalem Karzinom haben deutlich größere Überlebenschancen, wenn sie in Kliniken mit hohen Fallzahlen operiert werden. Und das liegt nicht an der Operation an sich.
Kolorektale Karzinome sind in Deutschland die zweit- bis dritthäufigsten Tumoren bei Frauen und bei Männern. Die operative Entfernung der Geschwulste ist ein zentraler Bestandteil der Therapie.
„Für das Langzeitüberleben nach der Operation sind zwei Aspekte wichtig: Erstens eine onkologisch korrekte Operation und zweitens die richtige Behandlung, falls nach der Operation Komplikationen auftreten“, sagt Dr. Armin Wiegering, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum Würzburg.
Dabei gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zahl der Operationen, die pro Jahr in einem Krankenhaus durchgeführt werden und der Überlebenschance. Das hat Wiegerings Forschungsteam in einer Studie gezeigt.
Die Bilanz der Studie: In Krankenhäusern, die sehr wenige Operationen an kolorektalen Karzinomen vornehmen (im Schnitt sechs pro Jahr), ist die Sterberate nach dem Eingriff doppelt so hoch wie in Krankenhäuser mit großen Fallzahlen (im Schnitt 50 pro Jahr).
Dieser Unterschied kommt nicht etwa daher, dass in kleineren Kliniken öfter Komplikationen auftreten – denn das passiert laut Wiegering in allen Krankenhäusern etwa gleich häufig. Vielmehr liegt der Unterschied darin, dass die Patienten in kleinen Häusern öfter an den Komplikationen sterben. „In großen Krankenhäusern dagegen ist eine ausreichende Infrastruktur vorhanden, um die Patienten bei postoperativen Komplikationen zu retten“, so der Würzburger Mediziner.
In Deutschland werden aktuell mehr als die Hälfte der Patienten mit Dickdarmkrebs in Krankenhäusern operiert, die nicht die von der Deutschen Krebs-Gesellschaft (DKG) geforderten Mindestfallzahlen (50 pro Jahr) erfüllen.
In die Studie wurden alle Fälle von kolorektalen Karzinomen einbezogen, die von 2012 bis 2015 in Kliniken in Deutschland operiert wurden. Das waren insgesamt 64.349 Patienten. Die In-Hospital-Letalitätsrate lag dabei für alle Krankenhäuser bei 3,9 Prozent. In kleinen Häusern lag die Rate bei 5,3 Prozent, in großen Kliniken nur bei 2,6 Prozent.
„Wir konnten damit erstmals für Deutschland nachweisen, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Anzahl an jährlich operierten Patienten und dem Operationserfolg gibt“, sagt Wiegering. Sein Team sei überrascht gewesen, wie stark der Unterschied ist. „Dass die Sterblichkeit in kleineren Kliniken doppelt so hoch ist, hatten wir nicht erwartet.“
Es sei darum elementar, die Patienten in Krankenhäusern zu operieren, deren medizinisches Personal über ausreichend Erfahrung verfügt. Wiegerings Team will vergleichbare Analysen nun auch für Magenkarzinome, Lebermetastasen und andere Tumorerkrankungen durchführen.
Textquelle: Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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