Ein US-amerikanisches Unternehmen hat ein Medikament auf ungewöhnliche Weise entwickelt: Grundlage war die Erbinformation von Millionen Kunden.
Das Biotech-Unternehmen 23andMe bietet Gentests für Zuhause an. Damit können Privatpersonen Ahnenforschung betreiben oder ihre DNA auf Erbkrankheiten untersuchen. Das Prinzip ist beliebt. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen schon 10 Millionen Kunden weltweit und damit die wohl größte Gendatenbank überhaupt. Das birgt ein riesiges Potential für die medizinische Forschung.
Anhand dieser Kundendaten hat 23andMe ein Medikament entwickelt, das bei verschiedenen entzündlichen dermatologischen Erkrankungen eingesetzt werden soll. Es handelt sich hierbei um einen bispezifischen monoklonalen Antikörper, der alle drei Mitglieder der IL-36-Zytokin-Unterfamilie blockiert.
Jetzt hat das Unternehmen erstmals die Lizenzrechte an diesem Medikament an ein Pharmaunternehmen verkauft. Die spanische Firma Almirall soll das Medikament nun klinisch prüfen lassen und erhält die weltweiten Vermarktungsrechte. Emily Drabant Conley von 23AndMe spricht von einem „bahnbrechenden Moment“: „Wir sind jetzt von der Datenbank über die Entdeckung bis zur Entwicklung eines Arzneimittels gegangen.“
Zwar haben laut eigener Aussagen 80 Prozent der Kunden der Nutzung ihrer Daten, etwa für Forschungszwecke zugestimmt. Doch Tim Frayling, Molekulargenetiker von der University of Exeter, fragt sich, ob es fair ist, von genetischen Daten, die seine Kunden freiwillig für die medizinische Forschung zur Verfügung gestellt haben, finanziell zu profitieren.
Denn immerhin müssten Kunden mindestens 99 Dollar für eine einfache Gen-Analyse bezahlen. „Selbst wenn 23andMe ihren Kunden 99 Dollar bezahlen würde und nicht umgekehrt, wäre es wahrscheinlich immer noch sehr profitabel für das Unternehmen“, kommentiert Frayling. Dennoch befürwortet er die Nutzung der Gendatenbank. Frayling: „Im Allgemeinen finde ich es wirklich gut, dass die humangenetischen Informationen für die Entwicklung von Medikamenten nutzbar gemacht werden.“
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