22. Januar 2020: Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Neue Fälle werden aus China gemeldet. In den USA wird ein Patient behandelt. Auch Europa bereitet sich auf erste Infektionen vor.
Wie die chinesische Regierung gestern gegenüber Spiegel Wissenschaft berichtete, stieg die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus 2019-nCoV auf 440 Personen an. Das sind 100 mehr als noch am Vortag. Inzwischen sind drei weitere Menschen gestorben, die Gesamtzahl der Todesopfer erhöht sich damit auf neun.
Die Befürchtung, dass die rasche Ausbreitung weiter beschleunigt werde, ist groß: Am Samstag sind mehrere hundert Millionen Menschen unterwegs, um das chinesische Neujahrsfest zu feiern. Das Auswärtige Amt hat dazu Tipps für Reisende zusammengestellt.
Weitere Neuigkeiten kommen aus Amerika. Wie die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta bestätigen, gibt es in den USA eine erste Infektion mit Coronaviren. Der Patient ist am 15. Januar 2020 aus Wuhan in die USA zurückgereist. Er wurde in einem Krankenhaus in Washington behandelt.
Aufgrund der Reiseanamnese und der Symptome vermuteten Ärzte bereits eine Infektion mit 2019-nCoV. Sie wurde im CDC-Labor anhand der Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) bestätigt. Mittlerweile führt die Behörde Temperaturmessungen an zentralen US-Flughäfen durch.
Thailand gehört ebenfalls zu den betroffenen Gebieten. Der britischen Sun zufolge hat sich ein Tourist vor Ort infiziert und ist schwer erkrankt. Ob es sich tatsächlich – wie vermutet – um das Coronavirus handelt, ist jedoch unklar.
Angesichts dieser Meldungen macht sich Europa auf das Schlimmste gefasst. „Wir beobachten die Entwicklungen mit Blick auf das Coronavirus zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sehr genau und wir stehen auch in ständigem Kontakt mit den Mitgliedstaaten“, sagte die zuständige EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der WELT. „Die EU-Kommission ist darauf vorbereitet, potenzielle Gegenmaßnahmen zu unterstützen und zu koordinieren, sollte dies erforderlich sein.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen einen speziellen Notfalls-Ausschuss initiiert.
Was sagt die Wissenschaft? Das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) hat diverse Informationen zusammengestellt und aktualisiert. RKI-Vizepräsident Prof. Lars Schaade warnte allerdings vor Verglichen mit der SARS-Epidemie 2002/2003. Damals lag die Mortalität bei etwa zehn Prozent. „Im Moment spricht nichts dafür. Das muss ich in aller Vorsicht sagen. Noch werden die Fallzahlen steigen, und es werden noch Fälle gesammelt“, so Schaade im Deutschlandfunk.
Bildquelle: © CDC/Dr. Fred Murphy & Sylvia WhitfieldBildquelle Titelbild: camilo jimenez, Unsplash