Forscher hoffen, durch die vollständige Analyse des Genoms verschiedener Tumoren, wirksame Therapien empfehlen zu können. Als Grundlage dafür braucht man große „Genom-Datensätze“ tausender Patienten. Die Pan-Cancer-Analysis of Whole Genomes (PCAWG) hat es sich zur Aufgabe gemacht dieses Mammutprojekt zu bewältigen:
Mehr als 1300 beteiligte Forscher weltweit analysieren seit 2008 Mutationen in mehr als 2600 Tumorgenomen von mehr als 38 verschiedenen Tumorentitäten. Ziel der Analyse ist die Identifikation von Mutationen welche bei bestimmten Krebsarten oder über verschiedene Tumorentitäten hinweg auftreten. Bei der Tumorentstehung wirken verschiedene Mechanismen zusammen wie z.B. vermehrte Zellteilung, verhinderte Apoptose oder Immunsystemveränderungen. „Um die Entwicklung zielgerichteter Krebsmedikamente sinnvoll voranzutreiben, ist es wichtig, das Gesamtbild zu kennen und zu verstehen, wie sich bestimmte Mutationen einzeln oder auch in Kombination auswirken." erklärt Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Ergebnisse in 23 wissenschatlichen Artikeln
Erste Ergebnisse der PCAWG wurden nun in 23 Artikeln in „Nature“ publiziert. Unter anderem konnten sie zeigen, dass jedes Krebsgenom zwischen 4 und 5 Treibermutationen aufweist, welche vielversprechende Zielstrukturen für Medikamente darstellen. Für 20% dieser Mutationen gibt es bereits wirksame Medikamente. In 17% aller Fälle handelte es sich um ererbte Mutationen, sogenannte Keimbahnmutationen. Ein Screening auf bestimmte Mutationen könnte also sinnvoll sein, um Personen mit hohem Krebsrisiko zu identifizieren. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Krebsentstehung auch durch Mutationen im nicht-proteincodierenden Bereich beeinflusst wird. Ein Beispiel dafür ist z.B. der TERT Promotor, der über die Exprimierung von Telomerase entscheidet, welche die Zelle potenziell „unsterblich“ macht. In 13% der Fälle gab es Hinweise auf eine Viren-Beteiligung.
In der Datenbank der PCAWG findet man die einzelnen Publikationen und detailreiche Analysen und Berichte.
Quelle: © Nature / DKFZ
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