Wer einen medizinischen Job hat, erlebt derzeit so einiges zum Thema SARS-CoV-2. Eure Statements aus der Community.
Wir wollten wissen, welche Gedanken ihr euch zu SARS-CoV-2 macht. Ihr habt geliefert: Viele User haben in den Kommentaren ihre Sicht der Dinge geschildert oder von ungewöhnlichen Erlebnissen aus der Praxis erzählt.
„Heute haben wir bestimmt 300 Flaschen Desinfektionsmittel verkauft“, sagt ein Apotheker. „OP-Masken werden trotz der Hinweise, dass sie nicht ausreichend Schutz bieten, verkauft, als gäbe es kein Morgen mehr. Inzwischen verkaufen wir selbst unsere letzten Flaschen Isopropanol. #CoronaChaosBerlin.“
„In meiner arbeitsmedizinischen Tätigkeit kommen bereits seit geraumer Zeit Anfragen, insbesondere von den Firmen selbst, aber auch den Mitarbeitenden Fragen zur Gefährdungslage und möglichen Handlungshilfen. Gestern und heute hat man aber noch mal eine Zunahme von Anfragen bemerkt“, erzählt eine Ärztin.
„Bei dem Risikomanagement unserer Gesundheitsämter hab ich so meine Bedenken“, schreibt eine Allgemeinmedizinerin. „Als ich telefonisch um eine Ausstattung von speziellem Mundschutz für mein Personal bat, fertigte man mich ab, darum habe ich mich selbst zu kümmern.“
Weit kam sie anscheinend nicht: „Leider gibt es in ganz Deutschland keinen einzigen brauchbaren Mundschutz mehr. Daraufhin versuchte ich, die Service-Nummer beim zuständigen hessischen Ministerium zu erreichen, die hatte uns die KV mitgeteilt. Bis jetzt (nach 9 h) bin ich noch nicht durchgekommen. So werden wir alle Patienten, die als potentielle Coronavirusträger in Frage kämen, bitten, zu Hause zu bleiben oder im Notfall bei ernsthaften Beschwerden das nächste Krankenhaus aufzusuchen. Deren Kapazität ist allerdings auch nicht grenzenlos.“
„Mich beschäftigt die Frage, ob Ärzte und Klinken hier gut genug vorbereitet sind“, kommentiert eine Tierärztin. Sie schildert dazu folgendes Erlebnis: „Eine Verwandte ist vergangene Woche von einer dreiwöchigen Reise als Backpacker aus Vietnam nach Hamburg zurückgekommen. Zuhause hat sie Fieber und Grippe-Symptome bekommen. Auf der Reise hatte sie auch Kontakt zu Menschen, die vor kurzem in China waren. Ich habe ihr geraten, sich umgehend telefonisch an die Uniklinik zu wenden und dort auch zu sagen, wo sie herkommt und mit wem sie Kontakt hatte. Dort würde man ihr sagen können, wie sie sich verhalten soll bzw. was zu tun ist.“
Dazu kam es jedoch nicht. „Eppendorf war nicht interessiert und meinte, sie solle sich am nächsten Tag (es war Mittwoch Nachmittag und somit die Hausarztpraxis zu) bei ihrem Hausarzt melden. Dort bestand ebenfalls kein Interesse an einer zeitnahen Untersuchung, ‚Warten Sie mal etwas ab!‘, hieß es. Einen weiteren Tag später war auch ohne Arztbesuch das Fieber weg und es ging ihr besser. Also dieses Mal (hoffentlich) gerade noch mal gut gegangen“, so die Veterinärmedizinerin.
„Was machen wir, wenn Kindergärten hier bei uns geschlossen werden?“, fragt sich eine Altenpflegerin. „Wir müssen doch arbeiten? Wenn wir Pfleger im ambulanten Dienst zu Hause bleiben müssen, wer kümmert sich um die Patienten? Wie schnell stecken wir erstmal unbemerkt von Haus zu Haus die älteren Menschen an? Das macht uns Pflegern große Sorgen.“
„Es läuft doch alle paar Jahre nach dem gleichen Schema ab“, ärgert sich ein User darüber, dass die Menschen beim Thema Handhygiene nicht dazulernen. „Plötzlich greifen alle zu Desinfektionsmitteln, die ihre Mitmenschen kurz zuvor noch ob der ‚übertriebenen‘ Handhygiene (Wasser, Seife und Papierhandtücher) verlacht haben. Sobald der Keim unter Kontrolle ist und in den Medien Entwarnung gegeben wird, schleift sich die gepflegte Nachlässigkeit wieder ein.“
„Meines Erachtens hat es eine ganz erhebliche medizinische Konsequenz, zu wissen, ob der Patient SARS-CoV2-positiv ist, wenn auch vielleicht nicht zwingend für den Betroffenen“, meldet sich ein Student der Humanmedizin zu Wort. „Die Epidemiologie gehört auch zur Medizin. Je mehr wir über das Virus in Erfahrung bringen, desto besser. Wie viele Verläufe sind milde? Wie viele Patienten haben ernste Symptome oder müssen gar ins Krankenhaus? Wie verlaufen die Infektionswege? Das alles sind Fragen, die es zu beantworten gilt und für die eine Testung essenziell ist.“
Dabei erhofft er sich mehr Unterstützung durch die Behörden. „Sicherlich ist dies keine Entscheidung, die ein einzelner Arzt alleine treffen kann. Hier muss das Gesundheitsministerium und das RKI endlich aus dem Quark kommen und verbindliche Aussagen treffen, wie und wann getestet werden soll.“
Geld solle hier nur eine untergeordnete Rolle spielen, findet der Student. „Stellt sich am Ende heraus, dass wir ein paar Milliarden unnötig ausgegeben haben, wäre das halt so. Eine gute Übung für kommende Seuchen (und die werden sicher kommen).“
Bildquelle: JR Korpa, unsplash