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Der sporenbildende Keim Clostridium difficile ist der häufigste nosokomiale Durchfallerreger in Deutschland und weltweit. Stausberg und Hasford ermittelten 2010 eine Zahl von 9.874 wegen einer C. difficile-Infektion stationär aufgenommener Behandlungsfälle sowie weitere 26.341 Fälle als Begleiterkrankung [1]. Bis zu einem Viertel der Fälle gelten als im ambulanten Bereich erworben [2]. In unserer Umfrage bestätigen sich diese Daten. Sie zeigt, dass der größte Teil der befragten Kollegen die höchste Relevanz im klinischen Umfeld sieht und darüber hinaus eine mäßig bis hohe Relevanz in der ambulanten Versorgung.
Die Gabe von klinisch belegten mikrobiotischen Präparaten (Mikrobiotikum) parallel zu Antibiotika-Therapien gilt als vielversprechende Maßnahme zur Prophylaxe Antibiotika-assoziierter Nebenwirkungen wie Clostridium difficile-Infektionen oder Antibiotika-assoziierten Diarrhoe. 58 % der Teilnehmer in folgender Umfrage haben bereits positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Mikrobiotika parallel zu einer Antibiose sammeln können; des Weiteren halten knapp 40 % trotz mangelnder Erfahrungswerte das Konzept für sinnvoll. Grundsätzlich besteht demnach eine große Offenheit für die Mikrobiom-Modulation zum Schutz vor Antibiotika-assoziierten Nebenwirkungen.
Schwere Antibiotika-assoziierte Nebenwirkungen wie die C. difficile-Infektion kommen primär durch eine Antibiotika-bedingte Dysbiose des intestinalen Mikrobioms zustande [3]. Die zeitgleiche Gabe einer speziellen mikrobiotischen Stammkombination (Lactobacillus acidophilus CL1285, Lactobacillus casei LBC80R, Lactobacillus rhamnosus CLR2) parallel zur Antibiose hat sich bewährt, um diesem Effekt entgegenzuwirken: In Studien lies sich die Inzidenz der C. difficile-Fälle um bis zu 95 % reduzieren [4].
Dass sich ein konsequenter Einsatz eines qualitativ hochwertigen mikrobiologischen Präparats bei allen stationären Patienten mit Antibiose lohnen kann, zeigen unter anderem die Daten aus einer kanadischen Langzeitstudie. Hier ließ sich mit dem oben genannten Mikrobiotikum die Inzidenz von C. difficile-Infektionen in einem Krankenhaus über einen Zeitraum von 10 Jahren nicht nur signifikant senken, sondern auch konstant niedriger halten als in vergleichbaren Kliniken in der Region [5,6,7].
Einer der befragten Ärzte kommentierte hierzu:
„Der Gedanke Clostridium difficile durch Outcrowding mittels gutartiger Bakterien in Schach zu halten, so dass der Organismus die erforderliche Zeit findet, zusammen mit Antibiotika die Cl- Infektion zu überwinden, ist großartig. Und jetzt ist die Idee so eindrucksvoll realisiert worden! Man könnte auch an einen anderen gleichzeitigen Effekt denken, dass nämlich auch die resistenten Klinikkeime in ähnlicher Weise gehemmt werden können mit einem ähnlichen positiven Erfolg, indem die andererseits sonst fortschreitende und sich ausweitende Cl-Infektion die Immunantwort nicht mehr zum Erliegen bringen kann – mit all den sonstigen fatalen Folgen.“
In mehreren deutschen Kliniken kommt bereits heute das klinisch untersuchte Mikrobiotikum mit den untersuchten Stämmen Lactobacillus acidophilus CL1285, Lactobacillus casei LBC80R und Lactobacillus rhamnosus CLR2 zusätzlich zu den Standardmaßnahmen zum Einsatz. Auch die coliquio-Ärzte wurden gefragt, ob sie eine generelle Mikrobiotika-Gabe bei stationären Antibiose-Patienten für sinnvoll halten. Das Ergebnis: Die Vielzahl der Teilnehmer (56 %) sprechen sich explizit dafür aus. Weitere 39 % knüpfen die Mikrobiom-Modulation an das Vorliegen bestimmter Risikofaktoren bei den Patienten. Dazu zählt beispielsweise der Einsatz gleich mehrerer Antibiotika-Klassen oder ein höheres Patientenalter [8].
Patienten über 65 Jahre sind nicht nur überproportional häufig betroffen, sondern erleiden auch häufiger Rezidive einer C. difficile-Infektion. Gleichzeitig stellt die Therapie einer akuten Infektion aufgrund von gehäuften Komorbiditäten, Multimedikation und enormen Kosten eine Herausforderung dar [9]. Umso wichtiger ist eine effektive Prophylaxe – zum Beispiel durch einen rationalen und zurückhaltenden Antibiotika-Einsatz, aber auch durch eine gezielte evidenzbasierte Mikrobiotika-Gabe zur Stabilisierung des Mikrobioms [10]. Dass eine C. difficle-Prophylaxe bei älteren Patienten wegweisend ist, fanden auch 78 % der Teilnehmer in dieser Umfrage:
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