Studien aus China zeigen: Jüngere Menschen stecken SARS-CoV-2 besser weg als Senioren. In der Rentnerrepublik Deutschland könnte COVID-19 deshalb wesentlich stärker einschlagen als in anderen Ländern.
Die durchschnittliche Letalität des Coronavirus liegt in einer großen chinesischen Studie mit 44.000 Patienten bei etwa 2,3 %.[1] Andere Quellen beziffern die Letalität nur mit rund 1 %. Diese Zahlen wirken auf den ersten Blick nicht besonders beunruhigend. Was übersehen wird: Es handelt sich um einen Durchschnittswert. Sieht man sich in der oben angeführten Studie die altersbezogene Letalität an, liegen die Werte deutlich höher. In der Altersgruppe der 70–79jährigen beträgt die Letalität schon 8 %, in der Altersgruppe jenseits der 80 sogar 14,8 %.
Schon ein flüchtiger Blick auf die Alterspyramide zeigt, dass unser Land verdammt alt aussieht. Es gibt reichlich Senioren, für die COVID-19 schnell zum Problem werden kann. Der Bevölkerungsanteil jenseits der 70 liegt bei rund 16 %, das entspricht 13,2 Mio. Einwohnern.[2]
Machen wir eine Modellrechnung: Wenn man von der konservativen Annahme ausgeht, dass in der Gruppe 70+ nur bei 0,5 % eine Infektion SARS-CoV-2 auftritt, wären das 66.000 Erkrankte. Setzt man in diesem Kollektiv eine Letalität von 8 % an, entspricht das 5.280 Toten. Bei einer 5 %-igen Durchseuchung der Bevölkerung – angesichts der hohen Infektiosität von SARS-CoV-2 kein ganz abwegiger Wert – wären es schon 52.800 Tote.
Update (29.2.2020): Der Virologe Christian Drosten (Charité) geht sogar davon aus, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infizieren werden. Leider macht er keine Aussagen darüber, wie er zu dieser Einschätzung kommt.
Was denkt ihr über diese Zahlen? Übertreibung oder realistisches Szenario?
Quellen:
[1] Novel Coronavirus Pneumonia Emergency Response Epidemiology Team: The epidemiological characteristics of an outbreak of 2019 novel coronavirus diseases (COVID-19) in China. Zhonghua Liu Xing Bing Xue Za Zhi. 2020 Feb 17;41(2):145-151. doi: 10.3760/cma.j.issn.0254-6450.2020.02.003
[2] DeStatis, Statistisches Bundesamt
Bildquelle: Matthew Bennett / Unsplash