Im Internet findet man Dubioses und Gefährliches zum Thema Coronavirus. Meine sieben Negativ-Highlights im Faktencheck.
Die Washington Times macht sich ganz investigativ auf die Suche nach Ursachen des Ausbruchs. Prompt entwickelt sie eine Alternative zu der wissenschaftlich untersuchten These, das neuartige Coronaviren tierischen Ursprungs sind. Dany Shoham, früher ein israelischer Geheimdienstoffizier mit dem Schwerpunkt biologische Kriegsführung, sagt, das Virus könnte aus Labors in Wuhan entwichen sein. Belege kann Shoham nicht nennen. Hinzu kommt: Seine aktive Dienstzeit war zwischen 1970 und 1991. Das liegt nun auch schon ein paar Jährchen zurück.
Weiter geht es mit wirtschaftlichen Vorteilen. US-Medien stellen Zusammenhänge zwischen der Bill and Melinda Gates Foundation und dem aktuellen Ausbruch her. Tatsache ist: Die Stiftung hat am 18. Oktober 2018 eine Pandemie-Simulation unterstützt. Weitere Gelder flossen als Spenden an das britische Pirbright Institute. Es forscht mit Coronaviren, die Erkrankungen bei Tieren auslösen und hält ein Patent. Ziel der Wissenschaftler ist es, Impfstoffe zu entwickeln. Wie hier Gates profitieren soll, bleibt unklar. Er hält keine Anteile oder hätte sonstige Vorteile. Kategorie: Urban Legends.
Weiter geht es mit beliebten Nahrungsmitteln. Aufgrund zahlreicher Mythen sah sich die Weltgesundheitsorganisation WHO schon vor Wochen gezwungen, eine Kampagne zu lancieren. Weder Knoblauch noch Sesamöl verhindern, dass Viren in den Körper eindringen. Auch elektrische Handtrockner – Überraschung – erweisen sich als unwirksam. Und wer seine Nase regelmäßig mit Kochsalzlösung spült, tut vielleicht den Schleimhäuten Gutes, wiegt sich aber bei der aktuellen Erkrankungswelle in falscher Sicherheit.
Dass Masken der Klassen FFP2 oder FFP3 schützen, steht außer Frage. Ärzte wissen das, Laien aber nicht. Das Fernsehen zeigt immer wieder Menschen – derzeit noch eher im asiatischen Raum – mit locker rumgebundenem Einmal-Mundschutz, wie er im OP verwendet wird. Oder Personen, deren Maske nach einem Regenschauer klitschnass geworden ist. Davon profitieren Hersteller und Apotheken; sie machen das Geschäft ihres Lebens. Die Schutzwirkung geht gegen null.
Weiter geht es mit Mythen zur Therapie. Kaum ein Thema hat es so in die Laienpresse geschafft wie unser Mikrobiom. Alarm im Darm – mit Charme, das könnte doch auch bei SARS-CoV-2 helfen? Zumindest sind chinesische Forscher dieser Meinung. Sie wollen 40 Patienten mit SARS-CoV-2 behandeln und zwar mit einer Suspension von gereinigten Darmmikrobiom oder mit Placebo. Hier wird mit dem Leben von Menschen gespielt.
Es kommt aber noch besser. Wussten Sie, dass es in Indien – kein Scherz – ein offizielles Ministerium für Ayurveda, Yoga und Naturheilkunde, Unani, Siddha, Sowa Rigpa und Homöopathie (AYUSH) gibt? Ich nicht. Und genau diese schwurbelige Einrichtung hat sich mit der Corona-Prävention befasst. In einer Pressemeldung wird unter anderem zu „Arsenicum album 30“ geraten. Ob nun C30 oder D30, scheint da reichlich egal zu sein. Homöopathie hilft wohl immer.
Der Plan B: Unani, eine traditionelle Heilkunst auf Basis der Säftelehre. Sie war im Mittelalter mal en vogue. Das AYUSH nennt zur praktischen Umsetzung zahlreiche Abkochungen aus Pflanzen. Merke: Gemüsebrühe wirkt gegen SARS-CoV-2.
Den Methoden aus Indien hat China natürlich etwas entgegenzusetzen. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) erfreut sich hoher Beliebtheit, auch bei uns. Deshalb lancieren Ärzte jetzt eine Studie. Ihre Intervention ist wohl noch so geheim, dass sie Details verschweigen. Das erklärt wohl auch, warum sie die Zusammenfassung im chinesischen Studienregister – und nicht bei ClinicalTrails.gov veröffentlichen. Fußnote: Zahlreiche chinesische Arbeitsgruppen publizieren seriöse Studien über das US-Portal.
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