Hände waschen ist wichtig. Aber fast alle von uns vernachlässigen eine besonders wichtige Hygienemaßnahme.
Das Desinfizieren der Hände bietet nur einen Schutz, wenn man erstens ein Desinfektionsmittel gewählt hat, das auch die neuartigen Coronaviren abtöten kann. Das heißt, es muss mindestens begrenzt viruzid sein.
Und zweitens muss man seine Hände richtig desinfiziert: Die Hände müssen trocken sein, bevor man das Desinfektionsmittel drauf gibt. Anschließend müssen sie mit der richtigen Technik so desinfiziert werden, dass die kompletten Hände mit dem Mittel in Kontakt kommen und dabei 30 Sekunden nass bleiben. Sind sie zu früh wieder trocken, muss weiteres Desinfektionsmittel verwendet werden. Benetzungslücken sind zu vermeiden.
Dazu gibt es die Standard Einreibemethode für die hygienische Händedesinfektion gem EN 1500. Das klingt zwar sehr deutsch, um aber eine komplette Desinfektion zu erreichen, ist das leider notwendig.
Ich habe den ein oder anderen Tweet gelesen, dass manche Menschen jetzt sauer sind, weil sie kein Desinfektionsmittel mehr bekommen haben, da sie es aber dringender bräuchten als andere und einfaches Händewaschen ja auch reichen würde.
Nun ja, einfach Händewaschen reicht nicht unbedingt. Gründliches Händewaschen hingegen schon. Dazu müssen die Hände unter fließendes Wasser gehalten werden, um sie nass zu machen und dann werden sie ordentlich mit Seife eingerieben. Mindestens 20–30 Sekunden lang und zwar so, dass keine Stelle ausgelassen wurde. Anschließend wird die Seife abgespült. Logisch.
Und jetzt kommt der entscheidende Hinweis: Der Wasserhahn, der mit den „dreckigen“ Händen zum Öffnen angefasst wurde, darf nach dem Händewaschen nicht wieder mit sauberen Händen angefasst werden, um ihn wieder zu schließen. Auch logisch. Nehmt ein Tuch oder den Ellenbogen. Je nach Art des Wasserhahns.
Meine Beobachtungen auf öffentlichen Toiletten (natürlich nur im Waschraum) zeigen mir: Viele fassen den „dreckigen“ Wasserhahn wieder mit sauberen Händen an und anschließend öffnen sie die Tür, indem sie die dreckige Türklinke anfassen. Also was hat das Händewaschen letztendlich gebracht?
So, Händewaschen. Schön. Hilft also, wenn man es richtig macht.Aber: Wer kann sich denn schon die Hände waschen, nachdem er aus dem Bus ausgestiegen ist, in dem er sich dort an der schmierigen Stange festgehalten hat, wie schon hundert Menschen vor ihm? Da hilft dann nur die Desinfektion.
Wer jetzt schreit, dass man seine Hände ja dann auch zu Hause waschen könne, dem sei gesagt: Ja, natürlich kann man das. Nur sind wir ehrlich: Bis dahin wurde das Smartphone mit großer Wahrscheinlichkeit schon mehrmals angefasst. Kommt man dann nach Hause und wäscht sich die Hände und fasst mit sauberen Händen das „dreckige“ Smartphone an, dann sind die Hände auch nicht mehr sauber. Klar, man kann es auch übertreiben, aber könnt ihr etwa keine Keime und Viren sehen? Ich schon.
Und wenn wir schon beim Thema sind: Desinfiziert eure Smartphones. Ihr fasst Geld an und danach euer Smartphone, um kurz eine WhatsApp zu schreiben und abends liegt ihr damit im Bett. Bin ich der Einzige, der das eklig findet?
Allerdings ist das gar nicht so leicht: Denn was das Handy angeht, kann man es wahrscheinlich gar nicht richtig machen. Ich mache es so, dass ich es grundsätzlich nur mit relativ sauberen Fingern anfasse. Das heißt, wenn ich Geld angefasst habe, fasse ich mein Handy erst an, wenn ich die Hände danach desinfiziert oder gewaschen habe. Abends mache ich 70%-igen Isopropanol auf ein Kosmetiktuch und reibe es damit ab. Das Problem ist, dass es ja theoretisch 30 Sekunden nass sein müsste. Was nicht machbar ist. Wahrscheinlich kann das Display auch schon dadurch kaputt gehen, dass man es mit Isopropanol reinigt. Es gibt wohl auch UV Kammern, in die man das Smartphone legen kann, die durch UV-Licht dann die Keime zerstören.
Also, halten wir fest: Häufig die Hände zu waschen ist wichtig, aber unterwegs sollte man sie desinfizieren. Das Smartphone bitte auch und vorallem nicht ins Gesicht fassen. Das ist allgemeingültig und hat also nichts mit dem neuen Coronavirus zu tun.
Was auch noch wichtig zu wissen ist, und ich schon mal an andere Stelle geschrieben habe:
Was mich allerdings nervt, ist, dass manche Menschen Masken und Desinfektionsmittel scheinbar nur deshalb kaufen, um damit den großen Reibach zu machen. Im Internet gibt es beides zu horrenden Preisen zu kaufen.
Außerdem finde ich es problematisch, dass die Menschen durch die Panikmache so verunsichert sind, dass sie die Masken teilweise jetzt schon tragen. Dabei ist das (noch) nicht nötig. Falls die Pandemie wirklich kommen sollte, dann haben wir möglicherweise Pech gehabt, weil es bis dahin keine Masken und kein Desinfektionsmittel mehr geben wird. Stattdessen wurde beides schon verschwendet, bevor es wirklich notwendig wurde.
Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Mehr als die Regeln einhalten und abwarten, können wir in dieser Situation auch nicht machen.
Erst stieg die Nachfrage nach Mundschutz stark an, anschließend wollte jeder Desinfektionsmittel kaufen. Nun gibt es beides leider nicht mehr zu kaufen.
Bisher hatte ich noch keinen einzigen Kunden, der mich um Latexhandschuhe bat, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. Ich bin mir sicher: Das wird sich ändern. Also macht euch bereit für Teil 3: „Haben Sie noch Latexhandschuhe da? Ich möchte mich vor dem Coronavirus schützen!“
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