Zellgifte, die Forscher aus dem entzündeten Unterarm einer von einer Spinne gebissenen Australierin isolierten, könnten in der Krebstherapie Anwendung finden. Die sogenannten Necroximen werden von Bakterien gebildet, die im Inneren von Pilzen leben.
Nachdem die Patientin in den 80ern in den Finger gebissen worden war, entwickelte sich eine Mischinfektion im Unterarm, deren Ausbreitung nur durch eine Amputation verhindert werden konnte. Im nekrotischen Gewebe entdeckten die Forscher den Pilz Rhizopus microsporus.
Die Bakterien im Zellinneren des Pilzes produzieren einen Giftcocktail aus den bereits bekannten Rhizoxinen, aber auch aus den nun neu entdeckten Necroximen. Diese Moleküle gehören zur Substanzklasse der Benzolacton-Enamide und lassen menschliche Zellen bereits in geringster Menge absterben.
Die Forscher analysierten das Genom der Bakterien, um herauszufinden, wie die Bakterien die Substanz herstellen. Anschließend generierten sie die Moleküle mithilfe eines biochemischen Programms. Aufgrund der zelltoxischen Eigenschaften der Necroxime ziehen die Wissenschaftler sie für die Entwicklung von Krebsmedikamenten in Betracht.
Durch die Decodierung der zuständigen Gene soll die Biosynthese gezielt umprogrammiert, also die pharmakologischen Eigenschaften verbessert und unerwünschte Wirkungen reduziert, werden. „Das komplexe Zusammenleben unterschiedlicher Organismen – hier Bakterium, Pilz und Spinne – wird größtenteils von chemischen Substanzen gesteuert.
Mit den Necroximen haben wir neue toxische Naturstoffe entdeckt, die möglicherweise auch nutzbringend für den Menschen zum Einsatz kommen könnten“, äußerte der Studienleiter.
Quelle: © Michael Ramm / Friedrich-Schiller-Universität JenaBild: © Leibniz HKI