Nach moderatem Cannabis-Konsum litt ein 32-Jähriger wiederholt unter mehrstündigen Erektionen, die nicht auf sexuelle Erregung zurückzuführen waren (Priapismus).
Beim ersten Mal erschien der Patient mit einer zwölfstündigen Erektion in der Notaufnahme, die zweite dauerte sechs Stunden. Beide Male wurde sie mit Phenylephrin-Injektionen aufgelöst. Zusätzlich berichtete der Betroffene von vier weiteren Erektionen, die knapp vier Stunden dauerten und sich von selbst auflösten.
Alle Priapismus-Fälle waren unmittelbar nach dem Rauchen von Cannabis aufgetreten – generell konsumierte der Patient regelmäßig in den letzten sechs Monaten. Auch fanden die Ärzte durch eine Befragung heraus, dass sich ähnliche Fälle bereits im Alter von 17 ereigneten, als er ebenfalls Cannabis rauchte. In seinen 20ern rauchte er kein einziges Mal, während dieser Zeit blieben die Erektionen aus.
90 Prozent der Priapismus-Betroffenen können nach 24 Stunden mit erigiertem Glied ihre sexuelle Funktion verlieren, es handelt sich deshalb um einen urologischen Notfall. Gründe dafür vielfältig sein – zum Beispiel als Nebenwirkung von Sichelzellkrankheit oder Leukämie. Zudem konnten mit der Störung bereits viele illegale Drogen in Zusammenhang gebracht werden.
Gerade weil Cannabis nachgesagt wird, dass es zu erektilen Dysfunktionen beitragen kann, lockte der Fall nach Ausschluss von anderen gesundheitlichen Problemen das Interesse der Ärzte. Sie spekulierten auf Verbindungen zu Tetrahydrocannabinol (THC), welches durch Interaktion mit Cannabinoidrezeptoren das Erschlaffen des Penis hindert. Andere Gründe könnten ein erhöhter Blutfluss durch Cannabinoide oder eine erhöhte Aktivierung der Blutplättchen sein.
Die Überprüfung dieser Hypothesen war für die Ärzte allerdings nicht möglich, da der Kontakt zum Patienten abbrach.
Studie: © Montgomery et al. / Journal of Cannabis Research